Porträt der 16-jährigen Hündin Hanni. Um die Schnauze ist sie schon sehr grau.

Leben mit einem alten Hund

Wir alle wünschen uns, dass unsere Hunde uralt werden. Einige von uns haben dieses Glück. Doch mit dem Alter verändert sich auch das gemeinsame Leben. Vieles, was früher selbstverständlich war und Freude gemacht hat, geht nicht mehr, weil Kraft, Trittsicherheit und Widerstandskraft nachlassen. Was Menschen mit sehr alten Hunden außerdem zusetzt: die Angst, den richtigen Zeitpunkt für den Abschied zu verpassen.

Wir haben unsere eigenen Erfahrungen mit dem Thema gemacht, mit vielen Hundefreunden darüber gesprochen und auch Tierärzte um Rat gefragt. Die folgenden sehr persönlichen Inneneinsichten, Tipps und Tests helfen sicher auch dir und deiner grauen Schnauze, die letzten Lebensjahre trotz aller Einschränkungen gemeinsam zu genießen. 

Unser Ziel:

Unser Ziel: : eine ausgeglichene Glücks-Bilanz

Immer wenn ein Hund aus dem Tierheim bei uns einzieht, hoffen wir, dass die Zahl seiner guten Jahre mit uns die Zahl seiner schlechten Jahre ohne Liebe übersteigen möge. Als Hanni zu uns kam, fürchteten wir, dass es mit der ausgeglichenen Glücksbilanz am Lebensende eng werden könnte. Tierheim und Tierarzt schätzten sie auf rund sechs Jahre. Und auch wenn ihre Rasse – sie ist eine Estrela-Berghündin – als äußerst zäh und langlebig gilt, hätte sie ja mindestens zwölf Jahre erreichen müssen. Für einen großen Hund nicht sehr wahrscheinlich. Was soll ich sagen: Hanni ist jetzt 16 Jahre, wir sind also satt in den schwarzen Zahlen.

Kraft und Vitalität lassen schubweise nach

Doch seit gut zwei Jahren lassen Kraft und Vitalität spürbar nach. Und das schubweise. Hanni frisst noch immer gut und gerne. Doch sie sieht nicht mehr gut, sie hört nicht mehr gut, sie hält sich nicht mehr sicher auf den Beinen. Hanni bemerkt das. Es verunsichert sie. Damit meldet sich auch ihre alte Angst vor fremden Menschen zurück. Der freundliche Nachbar, der sich seit unserem Einzug mit Leberkässemmeln um Hanni bemüht, hat sie noch nie anfassen können. Früher waren Leckerchen immer das Mittel der Wahl, um Hannis Vertrauen zu gewinnen. Enge Freundschaften nahmen so ihren Anfang. Vorbei.

Spaziergänge von maximal drei Kilometern

Pause am FLussufer in den Isarauen bei Lenggries: Ein Mann sitzt am Boden und blickt zu seiner Hündin, die sich die Füße im Wasser kühlt.

An den richtigen Orten kann auch Spazierensitzen wunderschön sein, zum Beispiel hier in den Isarauen bei Lenggries.

Bis vor vier Jahren hat uns Hanni noch auf ausgedehnte Bergtouren über viele hundert Höhenmeter begleitet. Trittsicher und ausdauernd wie eine Gams. Auch das ist natürlich vorbei. Und auch ins Büro kann sie mich nicht mehr begleiten. In der U-Bahn droht sie umzufallen, die kurzen Wege dazwischen sind zu weit, und selbst die hundeliebenden Kollegen zu viel Stress. Die Kriterien für unsere Ausflugsziele haben sich komplett geändert: nicht länger als max. drei Kilometer, möglichst keinerlei Steigungen, der Untergrund möglichst plan, und jederzeit müssen wir abkürzen können. Meist gehen wir langsam ein paar Schritte und setzen uns dann für eine sehr lange Pause. Und während Hanni immer älter wird, werden wir selbst immer dicker und unbeweglicher.

Hannis Alter hat unser Leben sehr verändert

Hannis Alter hat unser Leben sehr verändert. Aus Spazierengehen ist Spazierstehen geworden. Die Bewegung als Ausgleich zum Schreibtischjob fehlt, dafür sind die Nächte nun recht häufig sehr unruhig. Da im Alter die Immunabwehr nachlässt, hat jeder Durchfallerreger bei Hanni leichtes Spiel. Ich gebe es zu: Manchmal sind wir verzweifelt. Weil Hanni an manchen Tagen gar nicht zur Ruhe kommt, immer wieder hechelnd neben uns steht und wir dann nicht wissen, ob sie Schmerzen oder Angst hat, ob sie wieder raus muss oder einfach verwirrt ist. Weil es uns das Herz zerreißt, wenn wir sehen, wie der draußen einst so souveräne Hund über seine Pfoten fällt oder sich nicht mehr hinlegen und ausruhen mag, weil er wohl fürchtet, nicht mehr schnell genug hochzukommen, wenn der Wolf um die Ecke biegt. Weil es immer schwerer wird, Hanni eine Freude zu machen, und wir uns kaum freuen können, wenn sich Hanni nicht freut. Wir machen uns Sorgen. Oft. Und wir fürchten das Ende.

Was jetzt nach unserer Erfahrung besonders wichtig ist: dass du dir selbst guttust. Such dir wenn möglich zum Beispiel einen anderen körperlichen Ausgleich, ohne Hund. Unsere Vierbeiner spiegeln unsere Stimmungen und Gefühle. Wenn es dir besser geht, geht es auch deinem Hund besser.

Die guten Tage gibt es noch

Eine Hündin galoppiert am Strand durch den Sand.

Und dann gibt es da noch die guten Tage. Und die guten Momente. Hanni macht Bocksprünge, weil sie happy ist, einen neuen Weg zu erkunden. Hanni „tobt“ mit ihren Hundefreunden. Hanni liegt ganz entspannt neben uns. Hanni tänzelt erwartungsvoll, weil’s ein Leckerchen gibt. Hanni galoppiert drei, vier, fünf Meter lang, weil wir am Meer sind. In diesen Momenten schauen wir auf unsere sanfte, liebevolle und unfassbar einzigartige Hanni und sind so glücklich, wie wohl nur jemand sein kann, der mit einem steinalten Hundefreund lebt – und sieht, dass es ihm, in diesem Moment, im Rahmen seiner Möglichkeiten, wirklich, wirklich gut geht. 

Hanni ist nicht unser erster alter Hund, aber unser ältester bisher. Aus eigenen Erfahrungen und denen unserer Freunde haben wir einiges gelernt … 

„Hunde-Schlaganfall“: Sehr gute Chancen auf Heilung

Spaziergang mit einer Hündin, die zuvor einen "Hunde-Schlaganfall" erlitten hat. Die Kopfschiefstellung war damals deutlich zu sehen. .

Der erste Ausflug nach dem Schlaganfall. Die Kopfschiefstellung war damals deutlich zu sehen.

Wenn dein Hund zehn Jahre und älter ist, steigt das Risiko für ein geriatrisches Vestibularsyndrom. Tierärzte sprechen gegenüber Haltern oft vom „Schlaganfall“. Das aber nur, weil die Symptome denen eines Schlaganfalls bei Menschen sehr ähnlich sind, die Erkrankung urplötzlich und sehr heftig auftritt und wir Laien mit dem Begriff Schlaganfall einfach mehr anfangen können. Der Name des Syndroms leitet sich ab vom vestibulären System, dem Gleichgewichtsorgan, das teils im Innenohr, teils im Gehirn sitzt. Seine Ursachen sind noch unklar, die Diagnose ist eine Ausschlussdiagnose.

Wir saßen mit einer Freundin beim Abendessen. Hanni, damals 13, lag im Körbchen neben uns, als es plötzlich losging. Hannis Pupillen zuckten pausenlos von rechts nach links (Nystagmus, linear oder im Kreis), ihr Kopf kippte zur Seite, sie erbrach sich, sie konnte nicht mehr stehen und gehen. „Das ist, als würde man sehr lange viel zu schnell Karussell fahren und dann versuchen, geradeaus zu laufen“, erklärte uns später die Ärztin in der Tierklinik.  Die Diagnose war schnell klar.

Vestibularsyndrom – die Eckdaten

Was sind die Symptome?

Augenzucken (Nystagmus), Erbrechen und Kopfschiefstellung sind sehr deutliche Anzeigen für einen „Hunde-Schlaganfall“. Was jetzt zählt: Bring deinen Hund sofort zum Arzt – und versuche (für dich und deinen Vierbeiner), ruhig und zuversichtlich zu bleiben, auch wenn dich sein Zustand extrem schockiert. Die Chancen stehen gut, dass er es übersteht. Wir drücken die Daumen!

Wie wird das Vestibularsyndrom behandelt?

Das Vestibularsyndrom wird stationär behandelt. Nachdem andere Ursachen wie etwa ein Trauma ausgeschlossen worden sind, bekommt dein Hund in der Tierklinik einen Tropf mit kreislaufstabilisierenden Infusionen und Anti-Brechmitteln. In der Regel muss er 72 Stunden in der Klinik am Tropf unter Beobachtung verbringen, bevor du ihn wieder in die Arme und mit nach Hause nehmen kannst.

Wie stehen die Chancen auf Heilung?

Dein Hund braucht in den ersten Tagen vor allem Ruhe. Dazu gehört, dass auch du möglichst ruhig bleibst (auch wenn es schwerfällt), wenn dein Patient beispielsweise über seine Pfoten fällt. Denn das wird am Anfang mit hoher Wahrscheinlichkeit passieren. Trotzdem solltest du nicht auf Gassi-Gänge verzichten. Dein Hund soll ja schließlich wieder in Bewegung und auf die Beine kommen.

Zunächst solltest du nur wenige Schritte mit ihm gehen, dann die Distanzen ganz langsam steigern. Lege ihm auf diesen ersten Gängen ein Geschirr an! Damit kannst du ihn gerade in den ersten Tagen stützen und stabilisieren – und ihm auch Sicherheit vermitteln.

Hannis Genesung verlief wie nach Lehrbuch. Nach gut drei Wochen brauchten wir kein Geschirr mehr, um Hanni bei den kurzen Gassi-Gängen aufrecht zu halten, wenn sie stolperte. Und nach gut einem Jahr bemerkten nur noch Eingeweihte die leichte Kopfschiefstellung, die Hanni zurückbehalten hat. Seit ihrem „Schlaganfall“ bekommt sie durchblutungsfördernde Medikamente. Und sie kann seither nicht mehr in den Kofferraum unseres Autos springen. Aber das könnte auch eine ganz normale Alterserscheinung sein.

Praktische Einstieghilfen fürs Auto

Eine Hündin ist gerade mittels Rampe in den Kofferraum eines Kombis eingestiegen. Sie steht noch und blickt nach draußen.

Ob durch Alter oder Krankheit – irgendwann kann dein Hund (nicht mehr) aus eigener Kraft ins Auto hüpfen. Zum Glück gibt es mittlerweile eine Reihe von praktischen Einstiegshilfen, mit dem man auch große und schwere Hunde in den Kofferraum verfrachten kann. Wir haben eine Rampe und eine Art Hebegurt getestet. Mehr dazu erfährst du hier:

Beweglich bleiben: früh an Buggy oder Radanhänger gewöhnen

Blick von vorne auf den Fahrradanhänger. Daneben sitzt eine weiße Hündin mit Geschirr.

Wenn du Glück hast, wird dein Hund alt. Mit den Jahren sinkt jedoch die Länge der Strecke, die dein Vierbeiner auf eigenen Pfoten zurücklegen kann. Waren wir mit Hanni früher im Schnitt täglich zwischen acht und zwölf Kilometern (drei Spaziergänge), am Wochenende 15 und mehr Kilometer (eine Halbtages- oder Tagestour) unterwegs, bringen wir es heute nur noch in Ausnahmefällen und nur mit langen Pausen auf rund drei Kilometer (Tagestour). Normal sind ca. 300 Meter pro Gassigang.

Wir haben nie daran gedacht, Hanni an einen Radanhänger zu gewöhnen. Heute bereuen wir das, weil mit dem Rad der Radius unserer Entdeckungstouren ungleich größer wäre Doch Hanni ist heute zu alt und zu ängstlich, um sich noch auf den Anhänger einzulassen. Nach zwei niederschmetternden Versuchen haben wir es aufgegeben.  

Unsere Empfehlung: Gewöhne deinen großen oder mittelgroßen Hunden von Anfang an daran, entspannt im Fahrradanhänger zu liegen, deinen kleinen Hund an Fahrradkorb oder Buggy (eine Art Kinderwagen für Hunde) oder an einen Rucksack. Das kann auch dann sehr praktisch sein, wenn sich dein Hund verletzt hat, und kaum gehen kann und er dich auf deinen Ausflügen begleiten soll oder du kein Auto hast und deinen verletzten Hund beispielsweise zum Arzt bringen musst.

Seeluft belebt

Die Alpen liegen bei uns direkt um die Ecke. Unsere Urlaube verbringen wir aber seit einigen Jahren wann immer möglich am Meer. Weil Seeluft, insbesondere an der Nordsee, wo Ebbe und Flut viele maritime Aerosole in die Luft pusten, nicht nur uns Menschen, sondern auch alte Hunde deutlich belebt. Als Vertreterin einer Berghund-Rasse liegt Hanni die Liebe zur Höhe und zum weiten Blick im Blut. Und doch dreht sich jedes Mal auf, wenn’s jetzt an den Strand geht. Das haben wir mit all unseren alten Hunden erlebt.

Eines unsere Lieblingsziele für belebende Meer-Urlaube ist übrigens die Provinz Zeeland in Holland an der Nordsee. Und einfach wunderschön. Tourentipps (auch für junge Hunde) und mehr findest du in unserer Urlaubs-Inspiration Zeeland.

Weitere Urlaubsziele für Traumurlaub mit Hund an der deutschen Nordsee findest du hier.

„Hunde-Hasch“ lindert Angst und leichte Schmerzen

Mann tropft Cannabis-Tinktur in eine Futterschüssel

Nicht nur klassische Angsthunde können im Alter ängstlicher werden. Dann nämlich, wenn sie spüren, dass die Kräfte nachlassen und sie nicht mehr jeder Situation gewachsen sind. Cannabidiol, kurz CBD, ein Produkt aus der Hanfpflanze, kann Stress, Ängste und leichte altersbedingte Schmerzen („müde Knochen“, etc. …) lindern. Wegen des geringen Anteils des berauschenden Wirkstoffs THC sind diese Cannabisöle zum Teil frei verkäuflich. Wir haben gute Erfahrungen mit diesem Produkt gemacht: Zum Testbericht

Bei leichter Arthrose kann eine Mischung aus Teufelskralle und Grünlippmuschel, regelmäßig mit dem Futter verabreicht, Schmerzen lindern und die Beweglichkeit teils sogar sehr deutlich verbessern. 

Passt ein junger Zweithund zum alten Hund?

Ein älterer Hund streckt sich, ein Welpe stupst ihn dabei am Kopf an.

Wir hören es immer wieder, und wir haben es selbst erlebt: Zieht ein junger Zweithund ein, kann das die Lebensgeister des älteren Ersthunds wecken, ihm sogar einen zweiten Frühling schenken. Unsere Moya, eine ausgediente Jagdhündin aus Mallorca, hat noch bis ins hohe Alter jeden Pflegehund voller Freude aufgenommen und an die Wand gespielt. Und unser Carama, ein Rhodesian Ridgeback von „Ridgeback in Not“, ist in seiner Rolle als Hundehausvorstand, der dem Neuen zeigt, wo es langgeht, richtig aufgegangen. Doch zum Ende der Lebensmitte haben beide Hunde deutlich gezeigt, dass ihnen Welpen bitte nicht mehr ins Haus kommen sollen. Das Ungestüm der Jüngsten war ihnen einfach zu viel.  

Ein Paar beim Wandern mit drei kleineren Hunden. Für den ältesten der drei haben sie einen Buggy dabei.

Familienausflug mit mittelaltem, altem und sehr altem Hund. Der geländegängige Buggy ist immer dabei.

Jeder Hund ist anders, jedes Hunde-Duo auch. Grundsätzlich gilt: Der Altersunterschied zwischen Erst- und Zweithund sollte nicht riesig sein. Ein Hund am Lebensanfang wird mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Hund am Lebensende überfordern, statt seine Lebenslust zu stimulieren. Alt und Lebensmitte kann hingegen für beide ein Gewinn sein. Hundebesitzer müssen freilich darauf gefasst sein, dass es mit den Jahren anspruchsvoll werden kann, dem Bewegungsdrang des Jüngeren und der eingeschränkten Mobilität des Alten gleichermaßen gerecht zu werden. Mann muss also die Zeit haben, mit jedem Hund einzeln zu gehen. Kompliziert kann es werden, wenn der alte Hund nicht allein zurückbleiben mag, wenn seine Leute mit seinem Kumpel losziehen. Hier kann ein Fahrradanhänger für große Hunde oder ein Buggy für kleinere Hunde helfen, die unterschiedlichen Bedürfnisse unter einen Hut zu bekommen und weiterhin gemeinsam etwas zu unternehmen. Wobei gemeinsam meint: sowohl Hunde als auch Halter gemeinsam.

Es ist keine Selbstverständlichkeit, sondern ein Geschenk, wenn ein Hund alt und immer älter wird. Nachdem unsere ersten beiden Hunde gerade mal zwei Jahre (neurodegenerative Erbkrankheit) und acht Jahre (Krebs) wurden, sind wir dankbar für die elf, 13 und mehr Jahre, die wir mit anderen Freunden hatten. Doch es gibt Situationen, in den wir frustriert oder verzweifelt sind. Meines Erachtens ist es wichtig, sich das ein- und zuzugestehen und gegenüber Partner oder Freunden auch mal laut auszusprechen, es sich von der Seele zu reden. Gegenüber flüchtigen Gassi-Bekanntschaften sollte man meiner Erfahrung nach aber eher zurückhaltend sein, wenn man nicht schief angeschaut werden möchte – oder sich verdächtig machen will, den Hund schon morgen einzuschläfern, nur weil der nicht mehr funktioniert. Solche Reaktionen braucht wohl keiner.

Ich hatte schon immer Hochachtung vor pflegenden Angehörigen. Ich hoffe sehr, dass jeder dieser Menschen einen anderen hat, bei dem er sich mal ausheulen kann, wenn er verzweifelt und frustriert ist. Dagegen ist das Leben mit einem alten Hund ein zwar manchmal holpriger, zuweilen anstrengender, in der Summe aber wunderschöner Spaziergang.  

Wunschliste für die letzten Monate

 

Caro und Hündin Pepper

Nicht immer ist das Altern ein Prozess. Manche von uns werden auch von einem Tag auf den anderen mit der Endlichkeit eines Hundelebens konfrontiert. So erging es unserer Hundefreundin Caro. Aus dem Nichts erhielt sie die Diagnose Krebs für ihre elfjährige Hündin Pepper. Prognose: maximal ein halbes Jahr. Caro wollte diese letzte Zeit bewusst gestalten, unvergesslich machen. Also stellte sie für sich und Pepper eine Bucket List zusammen mit all den Erlebnissen, die sie ein erstes oder bewusst ein letztes Mal gemeinsam machen wollte.  „Eine Bucketlist ist etwas, das jeder haben sollte, ganz egal wie alt, gesund oder krank der Hund ist“, meint Caro.

Hier ein Auszug aus diesem Wunschzettel, der uns sehr berührt hat:

Peppers Bucket List

  • Eine Radtour mit einem Lastenrad.
  • Ein Picknick unterm Sternenhimmel.
  • Eine Höhlenwanderung.
  • Gemeinsam Eis essen. Für dich gab es immer eine Kugel Eis, selbstverständlich in der Waffel
  • Ein letztes Mal Stand Up paddeln.
  • Einen Shoppingtrip nach deinem Geschmack. Du durftest im Hundefutterladen alles aussuchen, was du wolltest. Die Rechnung war riesig, deine Freude noch größer!
  • Familienmitglieder und Hundefreunde, die dir wichtig waren, noch einmal sehen. Wie sehr du dich gefreut hast. Faszinierend, in wie viele Herzen du dich geschlichen hast!
  • Ein Fotoshooting mit dir. Bilder von dir habe ich endlos viele. Bilder von uns nicht ganz so viele. Eine befreundete Fotografin hat uns beide fotografiert. Ich bin unendlich dankbar für diese Bilder.
  • Gemeinsam ins Freibad gehen. Manche Schwimmbäder öffnen im Herbst für Hunde, uns war der Weg immer zu weit. Nicht in diesem Jahr. Es war wunderbar.
  • Noch mal ans Meer. 8 Stunden Fahrt und jede Minute war es wert.
  • Dein Pfotenabdruck auf einer Keksdose. Die Dame in der Keramikwerkstatt war zu Tränen gerührt und zugleich verliebt in dich!
  • Ein Happy Meal für dich. Ich habe dich selten so glücklich gesehen wie nach deinem kompletten Cheeseburger. Nur die Gurke war nicht dein Ding.
  • Einen Sonnenaufgang anschauen.
  • Einen Sonnenuntergang sehen. Den Großteil der Sonnenuntergänge meines Lebens habe ich mit dir erlebt, und du hast wahrscheinlich alle Sonnenuntergänge deines Lebens mit mir erlebt, so auch unseren letzten.

Pepper und Caro haben alle Punkte auf ihrer Bucket List geschafft, bevor die kleine Hündin einschlief. „Heute hängt die Liste neben unserem letzten Bild und ruft mir immer wieder ins Bewusstsein, wie wertvoll unsere gemeinsame Zeit ist – und wie wichtig es ist, gemeinsam große und kleine Abenteuer zu erleben.“

Peppers Bucket List

Fit im Alter – das rät die Tierärztin

Ein älterer Hund steht im See und blickt in die Kamera

Oft treffen wir auf unseren Wanderungen Menschen mit Hunden, die zehn Jahre oder älter sind. Viele dieser Hunde machen einen glücklichen und zufriedenen Eindruck, bei anderen haben wir das Gefühl, sie lägen lieber auf dem Sofa. Ist Fitness nur eine Frage des Alters? Und welchen Sinn machen Futterzusätze und Nahrungsergänzungsmittel für den Hund?

„Zunächst ist Fitness und Bewegungsfreude im Alter zur Hälfte genetisch festgelegt“, sagt Tierärztin Stephanie Rothin. „Wir gehen heute davon aus, dass etwa die Hälfte der Schwierigkeiten im Bewegungsapparat des Hundes vererbt sind. Aber auch bei diesen Hunden kann man Vorsorge treffen, um die Einschränkungen so gering wie möglich zu halten.“

Wer rastet, der rostet

Dazu gehört natürlich, den Hund nicht dauerhaft zu überfordern. Also möglichst nach einer anstrengenden Wanderung einen Ruhetag mit kurzen Gängen einlegen. Denn die Überforderung fördert Verschleiß an Gelenken und Sehnen und führt dazu, dass Hunde im Alter große Schwierigkeiten haben. Aber ein angemessenes Pensum an regelmäßiger Bewegung hilft, auch den alten Hund fit zu halten. Wer rastet, der rostet, das gilt auch für Hunde. Du kennst deinen Hund am besten und siehst vermutlich auch zuerst, wenn er genug hat.

Aber durchschnittlich werden unsere Hunde heute immer älter. Und das führt natürlich auch dazu, dass klassische Verschleißerscheinungen wie Arthrose vermehrt auftreten. Übergewicht vergrößert das Risiko um ein Vielfaches. Und da zählt dann wirklich jedes Kilo, das dein Hund zusätzlich mitschleppen muss.

Vorsicht bei Gelenkbeschwerden

Verschleiß im Gelenk bedeutet für den Hund natürlich auch Schmerzen beim Laufen. Hier hilft tatsächlich nur Schonung und gelenkschonende Bewegung wie beispielsweise Schwimmen. „Zusätzliche Entlastung können hier schmerzstillende Mittel und physiotherapeutische Behandlungen bringen“, so Steffi Rothin.

Helfen Nahrungsergänzungsmittel?

Eine klare Meinung hat die Expertin zu Nahrungsergänzungsmitteln: Die Futterration unserer Hunde zu supplementieren kann durchaus sinnvoll sein. Chondroitinsulfate, Glukosamine, Kollagenpeptide und Hyaluronsäure sind mögliche Futtermittelzusätze, die die Gelenkfunktion unserer Hunde unterstützen. Also hier bitte genau hinsehen, ob diese Zusätze in den Futterzusätzen vorhanden sind. Hunde, die eine hohe körperliche Belastung haben, profitieren hier auf jeden Fall bereits prophylaktisch. Hat dein Hund bereits Gelenkprobleme, können diese Zusätze ein wenig Linderung verschaffen.

Wunder können diese Mittel allerdings nicht vollbringen. In schweren Fällen bleibt häufig leider nichts anderes, als dem Hund Schmerzmittel zu geben. Große Wanderungen sind dann allerdings Tabu.

Wichtig ist, gerade beim alten Hund, rechtzeitig zusätzliche Diagnostik und Hilfe einzuholen. Dazu hat Stephanie Rothin eine klare Empfehlung: „Wenn der Hund nach drei Tagen immer noch humpelt oder nur schwer aufstehen kann, muss der Tierarzt klären, woran es liegt. Bei starken oder plötzlich auftretenden Lahmheiten sollte die Ursache umgehend abgeklärt werden.“

Tierärztin Dr. Stephanie Rothin mit Pferd und Hund

Dr. Stephanie Rothin ist Tierärztin aus München. Nach Examen und Promotion hat sie sich intensiv mit integrativen Therapiemöglichkeiten beschäftigt. Durch ihr Studium und ihre ergänzende Ausbildung an der International Academy of Veterinary Chiropractic ist sie spezialisiert auf Erkrankungen des Bewegungsapparats und deren schonende Behandlung.

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