Hund hat Angst vor Gewitter – was hilft?

Seit Bruno mit sechs Jahren bei uns eingezogen ist, reagiert er panisch auf Gewitter. Genauer gesagt: auf Donnergeräusche. Wir fragen uns oft, ob das schon immer so war oder ob sich die Angst erst im Laufe seines Hundelebens entwickelt hat. Herausfinden lässt sich das leider nicht mehr. Bruno kam aus dem Tierheim zu uns, und dort war nur wenig über seine Geschichte bekannt. Die Eckdaten dürften etwa so sein: Als Welpe zu einem Paar auf einen Hof gekommen. Dort nicht nur die Grundkommandos und mustergültig an der Leine gehen, sondern auch Pfote geben gelernt. Es hat sich also wohl jemand gerne und liebevoll mit ihm beschäftigt. Dann Trennung der Besitzer. Bruno bleibt auf dem Hof, wird immer mehr vernachlässigt, vermutlich auch geschlagen und kommt schließlich auf Intervention Dritter ins Tierheim. Und dann zu uns.

Ob es Bruno um das Gewitter und den zugehörigen Donner geht oder ob es sich für ihn anhört wie etwas anderes Gefährliches (bspw. ein umstürzender Baum oder ein Dachlawine) lässt sich also nicht mehr herausfinden. Viel wichtiger ist aber auch, wie man ihm mit seiner Gewitterangst helfen kann. Hier findet ihr alles, was für uns gut funktioniert hat sowie Strategien, mit denen Freunde und ihre Hunde gut fahren.

Wie zeigen Hunde Angst vor Gewitter?

Häufige Anzeichen für Angst bei Hunden sind …

➔ aufgerissene Augen
➔ angelegte, nach hinten gezogene Ohren
➔ geduckte Haltung
➔ eingeklemmte Rute
➔ Hecheln
➔ Zittern
➔ lautes Bellen
➔ Verstecken

Welche Anzeichen besonders deutlich auftreten und welche sich gar nicht zeigen, ist von Hund zu Hund unterschiedlich und kann sich auch bei einem Hund von Situation zu Situation unterscheiden.

Wie Bruno auf Gewitter reagiert

Bruno Angst setzt ein, sobald er Donner hört. Er hat dann große Augen, die Zunge hängt weit nach unten, er hechelt, hat die Ohren weit zurückgezogen und zittert am ganzen Körper. Hört er das Geräusch in der Wohnung, flüchtet er sich an einem möglichst geschützten Platz. Hört er das Geräusch außerhalb der Wohnung, dreht er sofort um und versucht so schnell wie möglich nach Hause zu kommen. Sieht er auf dem Weg eine offene Haus- oder Autotür, Durchgänge o. ä. versucht er sich hineinzuretten. Leckerlies, Kausachen usw interessieren ihn in diesem Zustand nicht. Obwohl er normalerweise ein sehr verfressener Hund ist.

Wie lang der Panik-Modus anhält ist unterschiedlich. Knallt es nur einmal, reichen zehn Minuten manchmal schon, bis er die Welt wieder für sicher hält. Bei einem größeren Gewitter, hält er sich stundenlang versteckt. Um den Jahreswechsel muss man ihn tagelang regelrecht aus der Wohnung zerren, um ihn zumindest kurz auf die Wiese gegenüber zu bringen. Wie schlimm es ist, ihn so zu sehen, muss man wohl keinem sagen, der selbst einen Hund hat.

Leider ist Bruno auch großzügig bei seiner Definition von „Donner“. Neben dem eigentlichen Donnern, den Schüssen, die man manchmal im Wald hören kann und Silvestergeknalle rechnet er auch über Brücken fahrende S-Bahnen, das dumpfe Schlagen, wenn schwere Dinge umfallen, Wind der in ein Mikrofon bläst und eine Vielzahl anderer Dinge mit ein. Auslöser zu vermeiden ist also etwas, was wir auf jeden Fall machen, was aber seine Grenzen hat.

Gut eingespielt sind wir dagegen im Bereich Schadensbegrenzung, sprich sein Paniklevel niedrig halten und ihn möglichst schnell wieder beruhigen.

Warum haben Hunde Angst vor Gewitter?

  • Ein gewisser Respekt vor Gewitter – wie ihn auch viele Menschen haben – ist sinnvoll. Bei Blitz und Donner sollte man einfach besser Schutz suchen als unbeirrt weiter seiner Wege zu gehen.
  • Hunde bemerken aufziehende Gewitter früher als wir, weil sie einfach besser hören und den Luftdruckabfall wahrnehmen, der ein Unwetter ankündigt. Bei besonders Gewitter-sensiblen Hunden kann es also sein, dass die Angst schon beginnt, bevor wir ein aufziehendes Gewitter überhaupt bemerken und den Schutz eines Gebäudes suchen.
  • Hunde werden nicht mit Gewitterangst geboren, schauen sich aber oft Dinge von ihrer Mutter ab. Hat die ausgeprägte Angst vor Gewittern, können Welpen das übernehmen.
  • Hunde spiegeln die Emotionen ihrer Menschen. Haben Frauchen oder Herrchen Angst vor Unwettern, überträgt sich das schnell auf den Hund.
  • Sturm, Blitz und Hagel erzeugen gefährliche Situationen. Macht ein Hund damit eine schlechte Erfahrung, weckt der nächste Donner die Erinnerung daran.
  • Ein weiterer Faktor: elektrostatische Aufladung. Erstmals darauf gestoßen sind wir in einem Artikel der Psychology Today. Hier geht es um folgendes Problem: Das Fell der Hunde lädt sich elektrostatisch leicht auf. Berührt der Hund mit seiner Nase einen Metallgegenstand, bekommt er einen Schlag. Wie uns das auch manchmal passiert, wenn wir bspw. eine Autotür berühren. Große Hunde und solche mit viel Unterwolle sind besonders gefährdet. Der Autor, Nicholas Dodman, geht auch auf eine zweite Frage ein, die wir uns oft gestellt haben: Kommt es uns nur so vor oder kommt Gewitterangst häufig im Alter? Seine Antwort: Studien zeigen, dass sich Gewitterangst bei Hunden gewöhnlich in einem Alter von ein bis zwei Jahren zeigt und dann, zwischen fünf und neun, plötzlich schlimm wird, oft während eines besonders mächtigen Gewitters.

Wie kann man Hunde bei Gewitter beruhigen?

Selbst ruhig und entspannt bleiben

Am wichtigsten, auch wenn es nicht immer ganz einfach ist: die Angst nicht noch weiter befeuern, indem man selbst hektisch wird und sich ein eigenes „Gewitter-Verhalten“ angewöhnt.

Für uns heißt das: Wir lassen Bruno mit seiner Angst nicht alleine. Wir kriechen aber auch nicht zu ihm unter den Esstisch, wenn er dort Schutz sucht. Stattdessen geht einer von uns ins Arbeitszimmer. Dort sind Geräusche weniger zu hören als in den anderen Räumen, und Bruno hat dort einen Liegeplatz, an dem er höhlenartig, aber gleichzeitig auf Streichelhöhe liegt. Er ist ein sehr kuschelbedürftiger Hund und sucht Körperkontakt, wenn er Angst hat. Wir lassen ihm aber immer die Wahl. Hätten wir ein fensterloses Bad, wäre das vermutlich Brunos Platz.

Freunde von uns haben eine Hundebox mit Decke darüber zum festen Einrichtungsgegenstand gemacht. Ihre Hündin liegt dort im Alltag oft und gerne, bei Gewittern scheint sie sich dort sicher zu fühlen. Eine zuvor vorhandene leichte Nervosität scheint sich damit wieder gelegt zu haben.

Die Geräusche mit guten Dingen verknüpfen

Die Idee dabei: die Gewitter-Geräusche mit etwas Positivem verbinden, indem man bei Donnergeräuschen direkt einen Snack reicht oder das Lieblingsspielzeug präsentiert. Bruno Angst war leider von Anfang an zu stark, um einen Versuch in diese Richtung zu starten. Spielzeug interessiert ihn grundsätzlich nicht, Snacks ignoriert er komplett, sobald er im Gewitter-Modus ist. Aber wir kennen HundebesitzerInnen, für deren Vierbeiner die Technik gut funktioniert hat.

Sobald das Wetter unruhig wird, sucht Bruno sich einen höhlenartigen Ort

Zuhause sein, wenn’s kracht

Wir haben die Unwetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes abonniert, behalten an heißen Tagen immer die Wettervorhersage im Blick und brechen eine Tour im Zweifelsfall lieber ab anstatt ein Risiko einzugehen. Verabredungen an Tagen mit instabilen Wetter machen wir – wenn möglich – bei uns, da sich Bruno zuhause sicherer fühlt, als an unbekannten Orten. Wenn es sich nicht vermeiden lässt woanders zu sein, bringen wir seine Decke mit und richten ihm direkt zu Beginn einen sicheren Ort ein. ganz gut funktioniert für ihn zum Beispiel ein Liegeplatz neben der Couch mit schräg darüber gelegtem Kissen, so dass eine kleine Höhle entsteht.

Das Gewitter ausblenden – Fenster zu, Radio an

Wenn Gewitter aufziehen, schließen wir – bevor es das erste mal grummelt – die Fenster. Wenn wir Jalousien hätten, würden wir die auch zumachen. Um das Donnern weiter zu verschleiern läuft das Radio, auf ein bis zwei Stufen lauter, als ich es normal einstellen würde. Zumindest kleinere oder weiter entfernte Gewitter lassen sich so ganz gut ausblenden.

Eventuell sogar: Gehörschutz aufsetzen

Bei schlimmen Gewittern kommt eine unserer Silvestermaßnahmen zum Einsatz. Leider geht das Geböller bei uns zwei bis drei Tage vor dem Jahreswechsel los und dauert danach noch tagelang an. Weil Bruno die Zeit in ständiger Panik verbringt, haben wir irgendwann begonnen, Bruno Tücher um den Kopf zu wickeln, um die Geräusche zumindest etwas abzuschwächen. Er ist ein Hund, dem solche Dinge ziemlich egal sind und hat nie versucht, die Tücher abzustreifen oder überhaupt irgendeine Reaktion auf seinen Kopfschmuck gezeigt.

Dann haben wir irgendwann den Tipp „Hunde-Gehörschutz“ bekommen und getestet. Es ist nicht so, dass der Hund damit gar nichts mehr hört. Aber der Gehörtschutz dämpft die Geräusche zumindest und in Kombi mit „Fenster zu, Radio an“ übersteht Bruno so auch kräftigere Gewitter ganz gut. Unbequem scheint er sie nicht zu finden, auch hier hat er noch nie Anstalten gemacht, sich von ihnen zu befreien.

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