Zelten und biwakieren: Was ist wo erlaubt?

Wer wie wir gerne Mehrtageswanderungen unternimmt, steht häufig vor der Frage: Wo sollen wir eigentlich übernachten? Die an den Etappenzeilen ausgewiesenen Unterkünfte sind häufig alle Pensionszimmer oder Hotels. Zeltplätze gibt es leider deutlich seltener. Damit ist es immer eine Herausforderung die Touren so zu planen, dass sie in etwa der angedachten Kilometerzahl pro Tag entsprechen und von Zeltplatz zu Zeltplatz führen. Den Gedanken „dann schlafen wir halt irgendwo im Wald“ hatte wahrscheinlich jeder schon einmal, der stundenlang Etappen hin und her geschoben hat, um sie irgendwie mit dem Zeltplätzen zu matchen. Aber: Darf man eigentlich irgendwo im Wald sein Zelt aufschlagen?

Begrifflichkeiten

Was ist Wildcampen?
Einfach gesagt: im Zelt oder Camper außerhalb eines Campingplatzes übernachten, ohne dass einem das vorab erlaubt wurde.

Was ist Biwakieren?
Als Biwakieren gilt das Übernachten im Freien ohne Zelt, bspw. im Biwaksack.

Was ist „freie Natur“?
In der „Erlaubt oder nicht erlaubt“-Diskussion fällt oft der Begriff „freie Natur“. Der ist nicht ganz einfach zu umgrenzen. Laut Bayern.Recht umfasst er „Flächen, die sich im Naturzustand befinden oder landwirtschaftlich, forstwirtschaftlich oder gärtnerisch kultiviert werden (jedoch keine Hausgärten)“. Im selben Text wird eingeräumt, dass nicht abschließend definiert werden kann, was dazu zählt und was nicht. Im Gesetzestext findet sich aber ein Schwung weiterer Beispiele, wenn jemand tiefer einsteigen möchte. 😉

Wildcampen und Biwakieren – was ist erlaubt?

Das Übernachten in der freien Natur zu regeln ist in Deutschland Ländersache. Grundsätzlich kann man aber sagen: Wildcampen ist in Deutschland nicht erlaubt. Biwakieren ist zum Teil nicht explizit verboten und fällt dann in eine Grauzone.

Eigentlich überall geduldet ist das Biwakieren in Notlagen, also wenn bspw. durch ein Unwetter oder eine Verletzung ein vorzeitiger Halt eingelegt werden muss.

Wenn es um geplante Übernachtungen geht, lohnt sich aber ein genauer Blick in die Vorgaben des Bundeslandes. Hier empfehlen wir wirklich, bei den zuständigen Behörden nachzufragen oder sich auf deren Seiten zu informieren, um auf Nummer sicher zu gehen.

Über Bayern wird bspw. in vielen Artikeln zum Thema geschrieben, dass Biwakieren in diese Grauzone falle (die Argumentation ist gewöhnlich, dass man sich laut Betretungsrecht in der Natur erholen dürfe und das tue man dann einfach nachts). Wer nach der Rechtsgrundlage dafür sucht, stößt aber auch schnell auf eine Mitteilung im Bayerischen Ministerialblatt, die folgenden Satz enthält: „Darüber hinausgehende Betätigungen, zum Beispiel das Aufstellen von Wohnwagen, von Tischen und Stühlen, das Zelten oder das Übernachten im Freien sind vom Betretungsrecht nicht gedeckt und bedürfen, unbeschadet öffentlich-rechtlicher Vorschriften, der Zustimmung des Eigentümers.“  Das klingt zumindest für uns Nicht-Juristen nicht nach Grauzone, sondern nach „einfach verboten“.

Die Alternative für Wanderer: Trekkingplätze

Trekkingplätze sind Orte, an denen das Übernachten in der Natur explizit erlaubt ist. Die Plätze sind gewöhnlich nur zu Fuß erreichbar, bieten einfache Waschgelegenheiten & Toiletten und manchmal eine Lagerfeuerstelle.

Die Plätze sind nicht zum Urlaub machen gedacht, gewöhnlich darf man nur eine Nacht dort bleiben und muss sich vorher online anmelden und eine kleine Gebühr bezahlen. Trinkwasser und Toilettenpapier sind selbst mitzubringen.

Bester Ausblick auf die 12 Apostel bei bestem Wetter

Die 12 Apostel bei Solnhofen sind ein gefragtes Fotomotiv.

Trekkingplätze in Bayern

Die Bootscampingplätze an der Altmühl

Der Naturpark Altmühltal ist nicht nur bei Bootswanderern beliebt, sondern auch perfekt für lange Wanderungen zwischen Wasser, Wald und Wacholderheiden. Immer wieder stößt man auf imposante Felsformationen, wie die hier gezeigten „12 Apostel“.
Einfach wunderschön. 🙂

Trekking im Frankenwald

Wer sich im Frankenwald (nördlich von Nürnberg, zwischen Kronach, Kulmbach und Hof) auf Entdeckertour begeben will, kann dafür die sechs Treckingplätze im Frankenwald nutzen.

Zu frankenwald-tourismus.de

 

Trekking im Spessart

Der Naturpark Spessart bietet Wanderern im Norden Bayerns vier Übernachtungsplätze an.

Mehr auf trekkingspessart.de

 

Trekking im Steigerwald

Im Steigerwald zwischen Bamberg, Nürnberg, Rothenburg ob der Tauber und Würzburg können Wanderer 10 Trekkingplätze auf Ihrem Weg durch den Naturpark nutzen.

Mehr auf Trekkingerlebnis Steigerwald

Stell- und Zeltplätze von Privat

Wer nach Übernachtungsmöglichkeiten entlang bestimmter Touren sucht, kann das auch auf diversen Seiten tun, die Zeltplätze von Privat vermitteln. Hier haben wir schon oft wunderschöne Spots entdeckt, die wir ohne Umweg ansteuern konnten und die wir auch noch ganz für uns alleine hatten.

Viele der Portale haben einen Fokus auf Stellplätze für Campervans und Wohnmobile. (Achtung: Auch wenn man sich theoretisch auf jeden Stellplatz mit einem Zelt stellen könnte –  Inserate, die nur einen WoMo-Stellplatz anbieten, haben meistens keine Waschgelegenheit und Toilette.)

Auf diesen Websites sind wir auf der Suche nach ZELTplätzen schon fündig geworden:

Nichts gefunden?
Einfach mal nachfragen 🙂

Auch an bekannten Fernwanderwegen hat man oft Schwierigkeiten, Zeltplätze entlang der Strecke zu finden. Eine Erfahrung die wir dabei gemacht haben: einfach mal freundlich nachfragen. Das lohnt sich meistens.

Unser erster Ansprechpartner ist gewöhnlich der Tourismusverband, zu dem der Wanderweg gehört. Die MitarbeiterInnen haben wir bis jetzt immer als sehr hilfsbereit erlebt. Wenn man auch dort von keiner Camping-Option weiß: Manchmal hat die Gemeinde, in der man Station machen will, eine Idee, welcher Bauer gerade gemäht hat und sich an einem Zelt nicht stören würde. Auch Landgasthöfe, insbesondere solche, die Pensionszimmer anbieten, kann man einfach mal fragen, ob man gegen einen Obolus auch irgendwo ein Zelt aufschlagen dürfte.

Tipp: Trekken und Biwakieren in der Eifel

Der Naturpark Nordeifel in Nordrhein-Westfalen geht in Sachen Biwakieren in Deutschland mit gutem Beispiel voran. Der Naturpark an der deutsch-belgischen Grenze möchte die Idee von „Naturlagerplätzen“ weiter verbreiten und hat selbst schon eine ganze Reihe solcher Plätze eingerichtet. Mit Holzplattformen, auf denen man sein Zelt aufschlagen kann, und Kompost-Toilette. Alle in tollen Lagen zwischen Wald und Heidelandschaften. Die Biwakplätze finden sich entlang von Wanderwegen und in der Nähe des Nationalparks Eifel. Buchbar von April bis November. Alle Trekkingplätze und Wandervorschläge findet ihr unter www.trekking-eifel.de.

Tipp fürs Camping

Regenponcho und Notfall-Tarp

Der Regenponcho ist nicht nur praktisch, wenn man an Regentagen kurz das trockene Zelt verlassen muss. Da er sich ganz auffalten lässt und Ösen an den Ecken hält, lässt sich damit auch jederzeit ein Regen- oder Sonnenschutz aufbauen. Kosten: rund 20 Euro.

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