Halti – Ja oder Nein?

Halti, Bei-Fuß-Trainer, Gentle Leader: Unter diesen oder anderen Namen taucht immer wieder das Kopfgeschirr für Hunde auf. Während einige darauf schwören, verteufeln andere das Halti als Folterinstrument, das vom Tierschutz geächtet werden sollte. Wie bei vielen Diskussionen rund um den Hund gibt es natürlich auch hier eine „Grauzone“, die man vielleicht genauer betrachten sollte. Soviel vorab: Wir haben bei unseren Hunden noch nie ein Halti eingesetzt, weil wir glauben, dass es viele bessere und vor allem schmerzfreie Lösungen gibt, unsere Hunde zum Mitmachen zu bewegen. Aber das betriff uns und unsere Hunde, bei anderen Mensch-Hund-Gespannen sieht der Alltag sicher anders aus. Und – im Gegensatz zu Stachelhalsbändern oder Reizstromgeräten – ist das Halti in Deutschland erlaubt und wird im Handel frei verkauft und beworben. Deshalb wollen wir uns hier kurz mit dem Thema beschäftigen.

Wirkungsweise: Hebelwirkung auf Schnauze und Nacken

Es geht hier um ein klassisches sogenanntes Kopfhalfter, das häufig auch bei großen Tieren wie Pferden, Eseln oder Kühen eingesetzt wird. Dieses Halfter übt den Druck vornehmlich auf den Bereich der Hundeschnauze aus. Also einen Bereich, der bei allen Hunden enorm sensibel ist. Durch den Druck auf die Schnauze ist der Hund gezwungen, seinen Kopf in eine Richtung zu bewegen, damit er dem Schmerz ausweicht. Dieses Vorgehen soll seine Aufmerksamkeit auf den Halter lenken oder unerwünschtes Verhalten korrigieren. Dabei werden gewaltige Hebelkräfte eingesetzt, das heißt, eine kleine Bewegung mit der Hand führt zu einem starken Impuls an der Schnauze und im Hals/Nackenbereich des Hundes.

Aufgrund seiner physikalischen Wirkungsweise ist das Halti also eher ein massives Instrument, darüber sollte man sich vor dem Einsatz im klaren sein.

Das sagt die Tierärztin

„Ein solches Instrument gehört ausschließlich in erfahrene Hände und sollte nie ohne entsprechende Anleitung eingesetzt werden“, warnt Tierärztin Stephanie Rothin. Gerade bei jungen Hunden, deren Nackenmuskulatur noch nicht komplett ausgebildet ist, wirkt es auch immer auf den sensiblen Hals- und Nackenbereich und kann bei falscher Anwendung zu massiven Schäden an der Halswirbelsäule führen. Das eigentliche Führen des Hundes muss daher immer an Geschirr oder Halsband geschehen, das Halti muss getrennt davon mit der anderen Hand benutzt werden. Dabei muss die Führleine wirklich kurz sein. Wenn der Hund an einer langen Leine anläuft und durch das Halti gestoppt wird, sind schlimmste Verletzungen bis zum Genickbruch möglich.

Fazit

Für uns persönlich ist ein Halti keine Option. Wenn ihr es bei gravierendem Verhalten (beispielsweise Aggression) und nach intensiver Rücksprache mit erfahrenen Hundetrainern dennoch als letzte Möglichkeit einsetzen wollt oder müsst, gilt es einige Punkte zwingend zu beachten:

  • Der Impuls auf den Kopf- und Halsbereich ist extrem intensiv, deshalb darf am Halti nie geruckt oder gezerrt werden.
  • Die eigentliche Führung des Hundes muss über Geschirr oder Halsband erfolgen.
  • Halti und Geschirr/Halsband müssen mit unterschiedlichen Händen geführt werden.
  • Vor der Benutzung solltet ihr euch intensiv von erfahrenen Profis über Wirkung und Anwendung informieren lassen.
  • Das Halti sollte nie dauerhaft genutzt werden.
  • Aus unserer Sicht verbietet sich das Halti bei jungen Hunden generell.
  • Das Halti muss dem Hund genug Platz lassen fürs Saufen, Schnuppern und Hecheln.

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