Zugfahren mit Hund

Manche Dinge, die ohne Hund ganz einfach sind, sind mit Vierbeiner auf einmal ein Problem. Bei vielen Dingen – wie an Badestränden liegen, Museen besuchen oder ins Kino gehen – war uns das auch vorab klar. Das Thema Zugfahren dagegen hatte ich nicht als potentielles Problemfeld auf dem Schirm.

Bevor Bruno in unser Leben trat, hatten wir bewusst kein Auto. Wieso auch, in einer Stadt, in der es kaum Parkplätze, aber dafür viele ÖPNV-Haltestellten gibt? Ob Besuch in der Heimat, Ausflug ans Meer oder Städtetrip am Wochenende – wir fuhren mit der Bahn. Manchmal mehr, manchmal weniger entspannt. Manchmal pünktlich, manchmal nicht. Jetzt, viele Regionalverkehrsreisen und eine ICE-Fahrt mit Hund später, haben wir ein Auto und ich fahre fast nur noch ohne Hund mit der Bahn.

Warum wir mit unserem (großen) Hund nicht gerne Zug fahren und was es zu beachten gibt, wenn es doch mal sein muss, findest du hier.

Dürfen Hunde mit dem Zug fahren?

Hund steht am Bahnsteig neben der Bayerischen Oberlandbahn

In Deutschland: Ja

Hunde sind bei der Deutschen Bahn erlaubt. Hunde bis Katzengröße in einem Transportbehältnis fahren umsonst. Größere Hunde müssen einen Maulkorb tragen und an der Leine sein, dann dürfen sie ebenfalls mit. Der Hund braucht aber einen Fahrschein, der die Hälfte des regulären Fahrpreises kostet.

Blindenführhunde und Assistenzhunde dürfen kostenlos und ohne Maulkorb mit.

Diese Regeln haben wir auch auf den Seiten anderer Eisenbahnunternehmen, wie agilis, Bayerische Regiobahn oder alex gefunden.

Auf dem Weg ins Ausland: unterschiedlich

Im Ausland gelten laut Deutscher Bahn zum Teil Einschränkungen. In Dänemark dürfen Hunde bspw. nur in der zweiten Klasse fahren. In Norwegen, Großbritannien, Irland und Nordirland sind Hunde grundsätzlich nicht erlaubt.

Mehr auf bahn.de

Welches Ticket brauchen Hunde?

Bruno in der S-Bahn. Hier braucht er kein Ticket und keinen Maulkorb.

Einzelfahrten im Nahverkehr

Unkompliziert ist die Ticketfrage bei kleinen Vierbeinern: Hunde bis zur Größe einer Hauskatze in einer Transporttasche oder -box fahren umsonst.

Größere Hunde brauchen einen Fahrschein, der die Hälfte eines regulären Tickets kostet. Das war lange ein Kinderticket, inzwischen kann man in der App der Deutschen Bahn (die ich seit ihrem Relaunch vor einiger Zeit wirklich top finde) auch „Hund“ auswählen. Das erspart einem die Grübelei, ob der Hund eher ein „Kind 0-5 Jahre“ oder ein „Kind 6-14 Jahre“ sein könnte. Lieben Dank dafür. 🙂  Ob das an den Automaten auch so ist oder ob man hier weiter einen Kinderfahrschein löst, kann ich leider nicht sagen.

Kauft man zu seinem Fahrschein einfach immer den Hundefahrschein dazu, ist man immer auf der sicheren Seite. Allerdings manchmal teurer unterwegs als es sein müsste. Der Grund dafür: Viele regionalen Verkehrsverbünde lassen einen Hund pro Person kostenlos mitfahren.

Der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund MVV reicht in West-Ost-Richtung vom Ammersee bis an den Chiemsee. Im Norden gehört der Landkreis Freising dazu, im Süden der Landkreis Miesbach mit dem Schliersee und dem Tegernsee. Innerhalb dieses Gebiets braucht man somit kein Hundeticket, wenn man selbst einen gültigen Fahrschein hat.

Gibt man aber auf der Website der Bahn eine Person + einen Hund an und sucht dann bspw. eine Verbindung von München nach Rosenheim, wird ein Ticketpreis von 37,80 Euro angegeben (Stand Mai 2024). Eigentlich wären aber nur 25,20 Euro für die Einzelfahrt fällig, weil der Hund im MVV-Gebiet ja keinen Fahrschein braucht.

Nachdem es in Deutschland sehr viele große und kleine Tarifgebiete gibt, diese auch wachsen und ihre Preise und Regeln ändern, kann ich verstehen, dass die Bahn-Buchungsmaske nicht jeden Sonderfall direkt erkennt. Damit lohnt sich aber oft, vorab zu prüfen, ob der Hund wirklich ein Ticket braucht.

Eine Liste von Verkehrsverbünden, bei denen ein Hund pro Person kostenlos mitfährt, findest du hier.

Achtung: Während die Ticketregeln für Hunde auch für die Regionalzüge im MVV gelten, gilt das nicht für die Regeln bzgl. Maulkorb. In S- und U-Bahn gilt „Maulkorb für potenzielle Gefährder“. In den Regionalzügen müssen Hunde, die nicht in einer Box oder Tasche transportiert werden, einen Maulkorb tragen und angeleint sein.

Einzelfahrten im Fernverkehr

Seit Anfang 2023 bietet die Bahn für Hunde auch Online-Tickets an, damit unterscheiden sich Fernreisen im Ticketkauf nicht mehr vom Nahverkehr.

Zuvor war es so, dass man für Hunde nur Papiertickets kaufen sollte. Sprich: Man hat online für sich und seinen Hund ein Ticket gekauft. Die eigene Fahrkarte gab es direkt aufs Handy. Das für den Hund kam ein paar Tage später per Post. Aber das gehört jetzt zum Glück der Vergangenheit an. 🙂

Ländertickets

Für Bayern-Ticket, Sachsen-Ticket, Quer-durchs-Land-Ticket usw. gilt: Der Hund gilt als weitere Person, als Name wird „Hund“ eingetragen.

Deutschlandticket

Super-schade: Es gibt keine Hunde-Option beim Deutschlandticket. Während ich damit kreuz und quer durchs Land fahren kann, braucht Bruno in der Regel einen Hundefahrschein. Außer er darf durch die Regeln des örtlichen Verkehrsverbandes kostenlos fahren. Wer eine längere Strecke mit Deutschlandticket und Nahverkehr plant, hat somit keine andere Wahl, als sich durch die Tarifbestimmungen sämtlicher Verkehrsverbände zu klicken, um herauszufinden, wo der Hund welches Ticket braucht.

Vor Bahnfahrten gibt’s für Bruno nur bereits erprobte Snacks

Was braucht man unterwegs?

Wer mit seinem Hund eine Zugfahrt antritt, sollte auf jeden Fall einen Maulkorb dabei haben (außer der Hund fährt in einer Tasche oder Box). Wasser und Napf haben wir immer im Gepäck, wenn wir mit Bruno auf Reisen gehen.

Wie bereitet man eine Zugreise mit Hund vor?

Wir gehen vor einer Zugfahrt eine große Runde spazieren und achten darauf, vorab keine Experimente beim Futter einzugehen, also kein neues Futter oder Kauzeug auszuprobieren. Sicher ist sicher, nachdem man im Zug ja nicht spontan aussteigen kann.

Warum wir mit Bruno nicht gerne Zug fahren

Unser Fazit aus den Zugfahrten, die wir mit Bruno unternommen haben: Regionalverkehr vermeiden wir, Fernverkehr würden wir nicht wieder machen.

Das Platzproblem

Bruno ist ein großer Hund und nimmt – sitzend oder liegend – auch einiges an Platz ein. Auch wenn man sich bemüht hat, Tag und Uhrzeit so zu wählen, dass wahrscheinlich nicht so viel los ist: Manchmal ist der Zug dann doch gesteckt voll. Das ist für Bruno stressig und für uns anstrengend, weil man ständig damit beschäftigt ist, Platz zu machen und aufzupassen, dass ihm niemand auf die Rute steigt.

Richtig fies wird das Platzproblem aber im ICE. Wir sind mit Bruno einmal aus dem Norden nach München gefahren. Was wir vorab nicht wussten: Hunde dürfen offensichtlich nicht im Mittelgang liegen. Das hat uns der Schaffner im Zug aber sehr schnell klargemacht. Das große Problem dabei: Auch wenn sie ein Kinderticket haben, ein Recht auf den Boden vor dem Sitzplatz, den das Kind nutzen würde, haben Hunde nicht. Sitzplatzreservieren für einen Hund geht deswegen nicht.

Wir saßen also mit zwei uns fremden Menschen in einem Vierer mit Tischchen. Und unser Hund mit über 40 kg musste da in den Fußraum. Das ging nur, weil er sich auf unseren Füßen und den der glücklicherweise hundelieben und gutgelaunten Mitfahrer breitgemacht hat. Zum Glück war es kühl genug, dass ein paar Stunden mit Fußheizung nicht unangenehm waren. Und zum Glück hatten wir genau die Mitfahrer, denen die ganze Situation nichts ausgemacht hat. Keine Ahnung, was wir gemacht hätten, wenn die beiden keine Hundefreunde gewesen wären. Der Zug war ziemlich ausgebucht und Bruno in den Gang legen offensichtlich absolut illegal. Ein ICE-Ticket ist aber auch nicht ganz günstig und ohne Flex-Option an einen bestimmten Zug gebunden… Ich bin froh, dass wir es nicht herausfinden mussten. Wir werden mit Bruno aber nicht nochmal ICE fahren.

Vom Bahnhof zum Ziel kommen

Wer abends unterwegs ist oder in eine ländliche Gegend fährt, sollte sich auch vorab überlegen, wie es vom Bahnhof aus weitergeht, wenn man verspätungs-bedingt den letzten Bus verpasst hat oder es sowieso keinen gibt.

Mit größeren Hunden ein Taxi zu bekommen, ist keine leichte Aufgabe. Es kann helfen, eine große Hundedecke zum Schutz des Innenraums dabeizuhaben, oft heißt es aber trotzdem „das geht leider nicht“. Wer es bei Uber versuchen möchte: Hier wird es richtig nervig. Der Weg ist hier: Man klickt zuerst auf buchen. Während sich der/die FahrerIn auf den Weg zu einem macht, soll man sie kontaktieren und fragen, ob der Hund in Ordnung ist. Manchmal ist das überhaupt kein Problem und wir sind kurze Zeit später und eine nette Unterhaltung reicher am Ziel.

Manchmal aber sagen FahrerInnen ja, realisieren dann aber bei der Ankunft, dass „großer Hund“ heißt, dass der Hund wirklich groß ist und nicht in den Fußraum hinter dem Fahrer passt. Oder – leider auch schon passiert – der Fahrer reagiert nicht auf die Nachrichten, die man nach der Buchung schickt, sieht den Hund dann bei der Ankunft und will die Fahrt bezahlt haben, aber den Hund nicht mitnehmen. Genau das, was man spätabends nach einer verspätungsreichen, nervigen Zugfahrt unbedingt haben will. 😉

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