Leishmaniose und andere Mittelmeerkrankheiten beim Hund

Leishmaniose zählt zu den so genannten Mittelmeerkrankheiten (MMK). Es sind Infektionskrankheiten, die bei Hunden aus dem Mittelmeerraum als typisch gelten. In Deutschland erlangten sie traurige Berühmtheit vor allem durch Hunde aus dem Auslandstierschutz, die Leishmaniose, Dilofilariose & Co. aus ihrer Heimat mitbrachten. Wir selbst haben rund 12 Jahre mit unserer Leishmaniose-kranken Moya gelebt. Und die hat jeden Tag ihres Daseins genossen, schmerzfrei dank Tabletten. Dennoch: Mittelmeerkrankheiten sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Wer in betroffene Gebiete reist und seinen Hund mitnimmt, sollte ihn schützen, so gut es möglich ist.

Und wer einen Hund aus besonders betroffenen Ländern adoptiert hat, sollte ihn vor der Ausreise und danach gründlich durchchecken lassen – und das mehrfach in bestimmten Abständen. Denn manche MMK können unbehandelt tödlich für deinen Hunde sein. Einige wenige können auch Menschen gefährlich werden, auch wenn das Übertragungsrisiko vom Hund auf den Menschen im Fall von Leishmaniose laut Robert-Koch-Institut in Deutschland als sehr gering einzustufen ist.

Wie schützt man seinen Hund auf Reisen in betroffene Gebiete am besten? Was sollte man wissen, wenn man einen Hund aus besonders betroffenen Gebieten adoptiert? Und was bedeutet Leben mit einem Leishmaniose-kranken Hund? Die Antworten von Fachleuten und unsere Erfahrungen haben wir hier für dich zusammengetragen.

Leishmaniose: Wie wird sie übertragen und wie schütze ich meinen Hund davor?

Leishmaniose kommt in fast allen Kontinenten vor, auch in einigen Mittelmeerstaaten in Europa. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat eine Übersicht der Endemiegebiete zusammengestellt. Die Karte findest du hier.

Laut Robert-Koch-Institut ist nicht bekannt, wie hoch das Infektionsrisiko in einzelnen Ländern ist. Auch die Monate, in denen das Risiko einer Übertragung besonders hoch ist, unterscheidet sich von Mittelmeerland zu Mittelmeerland. Grundsätzlich gelten jedoch die Monate Juni bis Oktober als Saison mit erhöhtem Risiko. Denn in dieser Zeit sind die die blutsaugenden Sand- oder Schmetterlingsmücken der Gattung Phlebotomus besonders aktiv. Sie übertragen den Erreger der Leishmaniose, den Einzeller Leishmania infantum.

Wer mit seinem Hund Urlaub in betroffenen Gebieten am Mittelmeer verbringen will, sollte ihn vor Leishmaniose schützen, soweit das eben möglich ist. Zwar gibt es mittlerweile eine Impfung gegen Leishmaniose. Doch die wirkt nur gegen die Symptome der Krankheit, nicht aber gegen die Infektion. Die europäische Vereinigung von Veterinärparasitolog:Innen Esscap rät:

  • Grundsätzlich solltest du vor jeder Reise in riskante Gebiete überlegen, ob der Hund überhaupt mitgenommen und damit einem Infektionsrisiko ausgesetzt werden soll.
  • Zum Schutz vor Stichen der Sandmücken sollten Hunde vor Ort nach Einbruch der Abenddämmerung, wenn die Mücken am aktivsten sind, möglichst im Haus gehalten werden. Optimal ist es, Fenster und Türen mit engmaschigen Mückennetzen zu sichern.
  • Zusätzlich rät Esscap, die Hunde über die gesamte Reisezeit mit Tierarzneimitteln zu behandeln, die Sand- und Stechmücken nachweislich abwehren. Wichtig: Die Behandlung muss rechtzeitig vor der Ankunft am Reiseziel vorgenommen werden, bei Halsbändern mindestens eine Woche, bei Spot-On-Präparaten mindestens 24 Stunden zuvor.
  • Auch Halsbänder und Spot-ons können eine Infektion nicht mit 100-prozentiger Sicherheit verhindern. Optimal, wenn auch keine Garantie, ist laut Esscap eine Kombination aus Impfung und Mückenschutz. Mehr zur Impfung erfährst du hier.

Escaap bietet auch eine interaktive Karte, in denen das Infektionsrisiko in typischen Urlaubsländern erfasst ist. Wer seinen Urlaub mit Hund plant oder eine Auslandsadoption erwägt, kann sich hier vorab über das Infektionsrisiko im betroffenen Land informieren.

Leishmaniose: Was sollte ich bei Hunden aus dem Ausland beachten?

Don Pedro mit seiner neuen besten Freundin.

Wir kennen einige Menschen, die wie wir Erfahrung mit Leishmaniose-kranken Hunden haben. Keiner dieser Hunde hat sich auf einer Urlaubsreise infiziert. Vielmehr brachten sie alle die Krankheit aus ihren Ursprungsländern mit. So wie unsere Moya. Oder Werners Don Pedro.

Er hatte keinen Namen, nur eine Nummer:11. Er hockte in einer Tötung in Südspanien und wartete auf sein Ende. Sein Foto ging durchs Internet und erreichte auch unseren Hundefreund Werner in Norddeutschland. „Wir sahen nur Augen, Schnauze und Schlappohren. Da haben wir entschieden: Den nehmen wir“, erinnert sich Werner, der seit Jahrzehnten mit Hunden lebt. Nummer 11 wurde noch in Andalusien auf die so genannten Mittelmeerkrankheiten getestet. Ergebnis: Leishmaniose positiv. Der Parasit, der von der Sandmücke übertragen wird und vor allem in den Tropen und im Mittelmeer-Raum zu Hause ist, hatte den Rüden befallen. Der Organismus des Hundes hatte bereits Antikörper gebildet.

Werner und seine Familie, die bis dato keinerlei Berührungspunkte mit Mittelmeererkrankungen hatten, waren zunächst schockiert: „Wir haben die Enkelkinder oft zu Besuch und wollten kein Risiko eingehen.“ Werners Tierarzt riet von der Adoption ab. Ein zweiter Tierarzt, den die Familie befragte, riet zu. Werner sprach mit Halter:innen infizierter Hunde, erkundigten sich beim Hamburger Tropeninstitut. Schließlich reiste Nummer 11 von Südspanien nach Norddeutschland.

Nummer 11, der heute Don Pedro XI. heißt, hat sich prächtig entwickelt. Der etwa 13-jährige Bracken-Mischling liebt die Enkelkinder, ist verschmust, sportlich, gelehrig – und auf Herz- und Nieren geprüft. „Wir haben hier gleich ein großes Blutbild gemacht. Pedro hatte von allem ein bisschen.“ Neben Leishmaniose auch Ehrlichiose und Anaplasmose, außerdem Räude. Alle Werte lagen im unteren Bereich, die Krankheiten verlangten und verlangen trotzdem Behandlung.

Pedros schwarzbraunes Fell ist dicht, glatt und glänzend jetzt. Die Räude gilt als geheilt, auch Ehrlichiose und Anaplasmose sind kuriert. Gegen die Leishmaniose erhält er täglich 1 ½ Tabletten Allopurinol, zudem Sulfur D6, ein homöopathisches Mittel. Mehr als 1.000 Euro hat Werner bislang in Pedros Gesundheit investiert. Dabei wird es nicht bleiben. „Wir werden seine Blutwerte regelmäßig kontrollieren lassen“, sagt Werner. Rückfälle nicht ausgeschlossen.

Herrchen nennt seinen Gefährten einen „Glücksgriff“, einen „Traumhund“, einen „Kasper“. Er würde sich immer wieder für Pedro entscheiden. Doch er warnt vor Leichtfertigkeit: „Man sollte sich gut informieren, bevor man einen Hund mit einer Mittelmeerkrankheit adoptiert. Keiner kann vorhersagen, wie sich die Erkrankungen im Einzelfall entwickeln.“ Mit ein paar Pillen sei es oft nicht getan, sagt er. „Man muss sich die Behandlung leisten können – und wollen.“

Zudem sollte man auf herbe Kritik und unangenehme Fragen gefasst sein. Warum einen kranken Hund aufnehmen, obwohl es genug Gesunde gibt? Warum infizierte Tiere einreisen lassen und damit riskieren, dass die Erreger auch hierzulande heimisch werden? Diese Fragen haben wir uns selbst immer wieder gestellt, als wir uns entschieden, für einen südspanischen Verein als Pflegefamilie einzuspringen. Was uns damals geholfen hat: ein Gespräch mit Christoph Grevelding, Parasitologe an der Universität Gießen. „Wo wollen wir die Grenze ziehen, wer einreisen darf und wer nicht?“, fragte der Professor und verwies auf die Blauzungenkrankheit. Schlachtvieh brachte die Tierseuche aus Südafrika über Kontinente und Meere nach Europa, wo das Virus schnell Fuß fasste und Jahr um Jahr Schäden in Milliardenhöhe anrichtet. Der Professor meinte: „Es besteht kein Grund, Mittelmeererkrankungen beim Hund zu dramatisieren. Man muss sie jedoch ernst nehmen.“

Was genau bedeutet „ernst nehmen“? Es bedeutet, die Risiken für Tier UND Mensch zu berücksichtigen.

Übertragung vom Tier auf den Menschen

Leishmaniose könnte vom Tier auf den Menschen übertragen werden. Der genaue Übertragungsweg ist bis heute unklar. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) ist es denkbar, dass der Erreger der Leishmaniose über den Stich einer Sandmücke, die zuvor ein befallenes Tier gestochen hat, auf den Menschen übertragen wird. Vorstellbar sei auch, dass sich ein Mensch ansteckt, wenn ihn ein betroffener Hund verletzt oder der Erreger über offene Ekzeme beim Hund auf Halter:innen übergeht. „Das Risiko ist angesichts der geringen Erkrankungszahlen bei Menschen aber als sehr gering anzusehen“, schreibt das RKI auf seiner Webseite. Das Institut empfiehlt jedoch: Kleinkinder und immunsupprimierte Personen „sollten keinen Kontakt zu an Leishmaniose erkrankten Hunden haben.“

Leishmaniose: Symptome und Behandlung beim Hund

Leishmaniose beim Hund ist eine schwere Erkrankung, die unbehandelt tödlich verlaufen kann. Bei der Diagnose darf man sich jedoch nicht auf bloßen Augenschein verlassen. Denn die Krankheit hat viele Gesichter. Die Symptome sind vielfältig und treten selten alle zusammen auf. Hinzu kommt: Der Erreger kann Wochen, Monate sogar Jahre im Körper des Hundes schlummern, bis die Krankheit ausbricht. So wie im Fall unserer Moya.

Unsere Leishmaniose-kranke Moya (links) blieb bis zu ihrem Tod mit 13 Jahren beschwerdefrei. Pflegehund Lili lebte viele Jahre im Risikogebiet Südspanien, blieb aber von MMK verschont.

Als Andreas die Jagdhündin aus einer Tötung auf Mallorca trug , war sie mehr tot als lebendig. Unterernährt, dehydriert, der Körper voller Schrotkugeln. Und sie blutete aus vielen offenen Wunden. Moya hatte so ziemlich alles. Leishmaniose zählte laut Bluttest nicht dazu. Nach gut drei Monaten in Deutschland wirkte sie rein äußerlich gesund, hatte gemeinsam mit ihrem Appetit einen nimmermüden Bewegungsdrang entwickelt, wie er für ihre Rasse (Sabueso Español, „Spanischer Schmecker“ oder „Spanischer Laufhund“) so typisch ist. Doch der erlahmte recht plötzlich. Moya wirkte müde und appetitlos. Ihre Motorik veränderte sich. Die rund drei Jahre alte Hündin lief steifbeinig, wie man es von sehr alten Hunden oder Menschen mit Arthrose kennt. Die Beschwerden verschlimmerten sich rasch.

Glücklicherweise kannte sich unser Tierarzt mit Mittelmeerkrankheiten aus. Er tippte auf Leishmaniose. Der Bluttest bestätigte ihn und lieferte einen schockierenden Wert. Der Titer – also die Anzahl der Antikörper im Blut – lag so hoch, dass Moya eigentlich schon hätte tot sein müssen. Doch sie überlebte auch das.

Über einen Zeitraum von vier Wochen erhielt Moya hochdosiert Glucantime, verabreicht als Spritzen. Das Medikament zeigte bereits nach zehn Tagen Wirkung. Nach der Glucantime-Kur bekam Moya täglich – versteckt in einem Stück Fleischwurst – morgens und abends eine Tablette Allopurinol, ein Medikament aus der Humanmedizin, das beim Menschen gegen Gicht verschrieben wird. Diese Tabletten halten die Leishmanien in Schach. Gänzlich abtöten können sie die Erreger nicht.

Bis zu ihrem Tod, zehn glückliche Hundejahre nach Ausbruch der Leishmaniose, blieb unsere Moya dank Tabletten Symptom- und Beschwerde-frei. In unseren gemeinsamen Jahren haben wir nur einmal einen Urlaub mit ihr und unseren anderen Hunden in einem (schwachen) Risikogebiet verbracht. Zum Schutz der anderen Hunde und uns selbst haben wir die gleichen Maßnahmen zur Vorbeugung  ergriffen wie bei unseren nicht infizierten Tieren.

Häufigste Symptome von Leishmaniose

Nicht bei jedem Leishmaniose-kranken Hund äußert sich die Krankheit mit Gelenkbeschwerden wie bei unserer Moya. Die Symptome sind vielfältig, können einzeln oder auch zusammen auftreten.

Die häufigsten Symptome der Leishmaniose sind:

  • Mattigkeit und Müdigkeit, meist in Kombination mit angeschwollenen Lymphknoten und Fieber
  • Hautentzündungen mit Blutungen an den Ohrrändern, die so genannte Ohrrandnekrose. Oft auch zusätzlich an der Nase und rund um die Augen. Experten sprechen dann von „Brillenbildung“. Diese Symptome sind kaum zu übersehen.
  • Schuppen und / oder Schorf zwischen den Ballen und an den Gelenken und Knochenvorsprüngen
  • Gelenksteifigkeit und Lahmheit
  • Nasenbluten
  • blasse Schleimhäute
  • übermäßiger Durst und erhöhter Harndrang
  • Starker Gewichtsverlust und Appetitlosigkeit
  • Schwerer Durchfall und Erbrechen
  • Bindehautentzündungen und / oder Hornhautentzündungen
  • Schnelles Wachstum der Krallen, die aber brüchig bleiben
  • Im fortgeschrittenen Stadium der Krankheit greift die Krankheit die Organe an. Gelbsucht oder Nierenentzündungen sind nicht selten die Folge.

Bleibt die Leishmaniose unbehandelt, schädigt sie die Organe des betroffenen Hundes so stark, dass er nach maximal drei Jahren stirbt, meist schon vorher.

Auslandsadoption: Was ist der Mittelmeertest und warum ist er so wichtig?

Wer einen Hund aus dem Ausland adoptieren möchte, sollte sich unserer Erfahrung nach unbedingt an einen seriösen Verein wenden – das auch ganz unabhängig von Mittelmeererkrankungen (MMK). Seriöse Vereine erkennst du u.a. daran, dass sie als Verein eingetragen sind und ihre Tiere nicht ausschließlich über Social Media vermitteln, sondern ein eigenes Portal mit Impressum und Kontaktadresse im Internet haben.

Seriöse Vereine machen Vorkontrollen bei potentiellen Adoptant:innen. Arbeiten die Vereine in Ländern, die von Mittelmeererkrankungen betroffen sind, werden die Vereinsvertreter:innen im Gespräch gerne bereit sein, deine Fragen zu den Erkrankungen zu beantworten. Und sie werden dich auch darauf hinweisen, dass ein bei Ausreise Leishmaniose-negativer Hund Monate oder sogar Jahre später doch noch eine Leishmaniose entwickeln kann. Seriöse Vereine erkennst du auch daran, dass sie bspw. in den Herkunftsländern Aufklärungsarbeit betreiben und Kastrationen vornehmen, um Tierleid nachhaltig zu lindern.

Seriöse Vereine, die in Regionen arbeiten, die von Mittelmeerkrankheiten betroffen sind, werden Adoptionstiere vor Ausreise auf MMK testen – entweder routinemäßig, mindestens aber auf Wunsch der Adoptant:innen.

Das solltest du über Mittelmeertests wissen

Warum überhaupt auf Mittelmeererkrankungen testen?

Vor und nach der Ausreise des Hundes aus Risikogebieten sollten unbedingt Mittelmeertests gemacht werden. In den allermeisten Fällen können Mittelmeererkrankungen erfolgreich behandelt werden. Dafür müssen sie aber entdeckt werden. Wer einen Hund aus einem Risikogebiet nicht testet, riskiert, dass bspw. eine Leishmaniose zu spät erkannt wird und unheilbare, sogar tödliche Organschäden verursacht.

Wie wird getestet?

Mittelmeertests sind Bluttests.

SNAP-Test (Schnelltest) vor Ausreise

Viele Vereine bieten einen so genannten SNAP-Test an. Dieser Schnelltest testet auf

  • Leishmaniose
  • Dirofilariose
  • Anaplasmose
  • Ehrlichiose
  • Borreliose

Der SNAP-Test kann einen Hinweis auf eine mögliche Erkrankung geben, ist aber nicht so aussagekräftig wie ein großer Mittelmeercheck, der in deutschen Laboren mit entsprechender Erfahrung ausgewertet wird. Das liegt nicht nur daran, dass die Kosten für die großen Tests und deren Auswertung von den Tierschutzvereinen kaum aufgebracht werden könnten. In manchen Herkunftsländern ist die Diagnostik einfach noch nicht so weit beziehungsweise die Auffangstationen liegen so weit ab vom Schuss, dass es im Umkreis keine entsprechenden Labore mit nötiger Expertise gibt.

Mittelmeercheck nach Ankunft unbedingt wiederholen!

Nach dem Schnelltest im Herkunftsland solltest du den Mittelmeertest deines Hundes unbedingt wiederholen. Idealerweise sollte sich deine Tierärztin oder dein Tierarzt mit Mittelmeererkrankungen auskennen und mit einem auf MMK spezialisierten Labor zusammenarbeiten.

Wann sollte der Mittelmeercheck in Deutschland gemacht werden?

Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Check nach der Ankunft des Hundes? Hier gehen die Meinungen auseinander. Die einen empfehlen, erwachsene Hunde (ab einem Alter von 6 Monaten) vier bis sechs Monate nach Ankunft testen zu lassen. Die anderen raten, den Hund direkt nach der Ankunft testen zu lassen – um im Ernstfall keine wertvolle Zeit zu verlieren und unheilbare Organschäden zu vermeiden.

Warum werden Welpen nicht auf Mittelmeerkrankheiten getestet?

Tests bei Junghunden und Welpen (Alter: unter 6 Monaten) sind nicht aussagekräftig. Die Welpen können im Mutterleib befallener Hündinnen Erreger und / oder Antikörper aufnehmen. Das muss aber nicht bedeuten, dass sie deshalb selbst erkrankt sind. Erreger und Antikörper gesunder Welpen bauen sich in den ersten Lebensmonaten ab, wären aber bei einem Test noch so lange nachweisbar. Erst nach 6 Monaten zeigt der Test, ob der Nachkomme der kranken Hündin selbst betroffen oder gesund ist. Wer einen Welpen aus dem Ausland adoptiert, sollte den Kleinen seinem Tierarzt oder seiner Tierärztin vorstellen. Die Fachleute können den Allgemeinzustand des Kleinen bewerten und gemeinsam mit dir bestimmen, wann ein Mittelmeertest sinnvoll ist.

Muss ich den ersten Mittelmeertest in Deutschland noch einmal wiederholen?

Viele Fachleute empfehlen, den ersten Test auf MMK ein Jahr später noch einmal zu wiederholen. In jedem Fall solltest du im Hinterkopf behalten, dass mögliche Beschwerden deines Hundes durch MMK verursacht werden könnten. Solltest du deinen Tierarzt oder deine Tierärztin wechseln, solltest du den oder die Neue:n darüber informieren, dass dein Hund aus einem Risikogebiet kommt.

Während unserer Karriere als Pflegestelle hatten wir rund 40 Hunde aus Andalusien (Südspanien), einem Risikogebiet für Leishmaniose und andere Mittelmeererkrankungen. Anders als unsere Moya entwickelte keiner unserer Pfleglinge mit negativem SNAP-Test in Deutschland eine Leishmaniose oder andere MMK.

Herzwürmer (Dirofilariose): Wie werden sie übertragen und wie schütze ich meinen Hund davor?

Der kanine Herzwurm (Dirofilaria immitis), der auch Katzen befällt, ist wie die Leishmaniose in zahlreichen Ländern Süd- und Osteuropas verbreitet. Auch er wird von Stechmücken übertragen. Sticht die Mücke ein befallenes Tier, kann der Parasit beim nächsten Stich in die Blutbahn eines anderen Tieres gelangen. Die Saison der übertragenden Mücken reicht von mindestens April bis Oktober.

Eine Übersicht über besonders betroffene Gebiete in Europa findest du hier.

Wer mit seinem Hund in einem betroffenen Gebiet Urlaub machen möchte, sollte ihn genauso schützen wie vor dem Stich der Mücken, die Leishmaniose übertragen. Darüber hinaus rät die europäische Vereinigung von Veterinärparasitolog:Innen Esscap:

  • In Regionen, in denen Herzwürmer übertragen werden können, solltest du ergänzend eine Wurmbehandlung anwenden. Sie tötet die übertragenen Herzwurmlarven, bevor diese das Herz des Hundes erreichen.
  • Die Wurmkur muss spätestens 30 Tage nach der ersten Infektionsmöglichkeit einsetzen und bei längeren Aufenthalten bis 30 Tage danach in monatlichen Abständen fortgesetzt werden.

Ist Dirofilariose für Menschen gefährlich?

Die Herzwürmer können auch auf Menschen übertragen werden. Da unser Organismus aber zum Glück keine guten Bedingungen für die Larven bieten, sterben diese vor ihrer Entwicklung zum erwachsenen Wurm ab. Eine Infektion bleibt in der Regel ohne gesundheitliche Folgen für uns Menschen.

Dirofilariose: Symptome und Behandlung beim Hund

Mit dem Stich der befallenen Mücke werden Hunde-Herzwürmer (Dirofilaria immitis) als Larven – Fachleute sprechen von so genannten Mikrofilarien – in den Körper ihres Wirts übertragen. Dort machen sie sich auf ihren langen Weg durch unterschiedliche Gewebe, bis sie schließlich die Lungenarterien, später auch die rechte Herzhälfte erreichen. Erst dort entwickeln sich die Filarien zu erwachsenen (adulten) Würmern und verpaaren sich. In einem Hund können die Larven bis zu 18 Monate in der Blutbahn überleben. Adulte Würmer bringen es auf eine maximale Lebenszeit von unglaublichen sieben Jahren.

Bleibt die Dirofilariose bei Hunden und Katzen unbehandelt, kann sie vor allem die Lunge, aber auch die Blutgefäße und das Herz unheilbar schädigen oder sogar tödlich verlaufen.

Symptome der Dirofilariose sind …

  • Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust
  • Wassereinlagerungen im Bauchraum oder in den Gliedmaßen (Ödeme)
  • Husten und Atemnot
  • Embolien
  • Im schlimmsten Fall: plötzlicher Herztod

Anders als bei Leishmanien, den Erregern der Leishmaniose, lassen sich Herzwürmer und deren Larven im Körper ihres Wirts erfolgreich abtöten.

Während seiner Behandlung musste der bewegungsfreudige Bärli (rechts) strenge Boxenruhe halten.

Die Behandlung der Dirofilariose, auch bekannt als Herzwurmerkrankung, zielt darauf ab, sowohl erwachsene als auch unreife Wurmstadien sicher abzutöten. Die genaue Behandlung hängt von der Schwere des Befalls ab. Sie setzt sich meist aus unterschiedlichen Maßnahmen zusammen, die über einen längeren Zeitraum angewendet werden müssen.

  • Gegen Mikrofilarien erhält der Hund meist Medikamente mit den Wirkstoffen Imidacloprid und Moxidectin über einen Zeitraum von mehreren Monaten.
  • Gegen adulte Würmer bekommt der Hund in der Regel eine Spritze mit dem arsenhaltigen Wirkstoff Melarsamin. Mit der ersten Spritze wird nur ein Teil der Würmer abgetötet. Deshalb bekommt der Hund vier bis sechs Wochen später noch zwei weitere Spritzen.
  • Begleitend zur Spritzentherapie erhält der vierbeinige Patient oft auch Entzündungshemmer gegen entzündete Blutgefäße (Vaskulitis).
  • Vor und während der Behandlung sind weitere diagnostische Untersuchungen erforderlich, um den Zustand des Herzens und mögliche Komplikationen zu überwachen. Eine Herzultraschall hilft dabei, den Fortschritt der Erkrankung und die nötigen Maßnahmen besser beurteilen zu können.

Die Behandlung der Dirofilariose ist eine echte Herausforderung für Halter:innen und verlangt hohe Disziplin. Denn während der Spritzentherapie darf sich der Hund nicht anstrengen. Zunächst über vier Wochen, dann noch einmal zwei bis vier Wochen gilt absolute „Boxenruhe“. Bedeutet: Der Hund darf nur eben sein Geschäft erledigen. Mehr Bewegung ist untersagt.

Für unsere Hundefreundin Mela war die Therapie ihres Pflegehunds Bärli aus Rumänien doppelt belastend. Zum einen ist Bärli ein sehr bewegungsfreudiger Hund. Auch der Herzwurmbefall und die damit verbundene Atemnot konnten ihn kaum einbremsen. Mela musste Bärli konsequent in seine Hundebox sperren. Es brach ihr fast das Herz. Hinzu kam: Mela hat von Kind an eine heftige Schlangenphobie, die auch Würmer – selbst Regenwürmer – umfasst. Allein die Beschäftigung mit Bärlis Krankheit und seine Therapie strapazierten ihr Nervenkostüm gewaltig. Zum Glück gab es ein Happy End. Bärli wurde nicht nur komplett gesund, er fand auch liebevolle Adoptanten.

Mittelmeerkrankheiten, die von Zecken übertragen werden

Ehrlichiose, Babesiose, Borreliose, Hepatozoonose und Anaplasmose sind Mittelmeererkrankungen, die von Zecken übertragen werden.

Wer mit seinem Hund in betroffene Gebiete reist, sollte ihn vor dem Biss bzw. Stich der Zecken schützen, zum Beispiel durch spezielle Halsbänder oder Spot-on-Präparate. Außerdem solltest du deinen Hund täglich auf Zecken absuchen und diese sofort entfernen.

Ehrlichiose

Zu den Risikogebieten zählen alle europäischen Mittelmeerländer einschließlich Südfrankreich und Portugal. Etliche Fundhunde des Tierschutzvereins in Südspanien, den wir als Pflegestelle unterstützt haben, litten an Ehrlichiose.

Die Krankheit wird meist durch die Braune Hundezecke übertragen. Der Erreger ist das Bakterium Ehrlichia canis. Dieses befällt bestimmte weiße Blutzellen (Monozyten) im Körper des Hundes. Über den Blutstrom breiten sich die Ehrlichien im Körper aus und verursachen Schäden an Blutgefäßen in verschiedenen Organen wie Leber, Milz, Lymphknoten, Lunge und Nieren.

Frühe Symptome der Krankheit sind Abgeschlagenheit, Mattigkeit, später kommt es zu Blutungen wie etwa Nasenbluten. Unbehandelt kann die Ehrlichiose tödlich enden. Daher ist eine frühe Diagnose wichtig.  Früh erkannt, ist die Krankheit jedoch sehr gut behandelbar. Der Hund bekommt über drei bis vier Wochen ein Antibiotikum. Danach ist die Ehrlichose in der Regel ausgeheilt. So haben wir es vielfach bei unserem Tierschutzverein erlebt.

Menschen infizieren sich in der Regel nicht durch den Hund, sondern direkt durch einen Zeckenstich. Die Symptome gleichen denen beim Hund. Wenn du nach einem Zeckenstich in einem Risikogebiet vermutest, an Ehrlichiose erkrankt zu sein, solltest du sofort zu einem Arzt bzw. einer Ärztin gehen.

Babesiose

Zu den Risikogebieten zählen neben den Mittelmeerländern auch der Balkan und sogar Deutschland.

Die parasitäre Erkrankung ist auch als „Hunde-Malaria“ bekannt. Einzeller der Gattung Babesia befallen die roten Blutkörperchen des Hundes, vermehren sich dort und zerstören sie. Die Folge sind starke Immunreaktionen wie hohes Fieber, Gelbsucht (zu erkennen an blassem bzw. gelb gefärbten Schleimhäuten), blutiger Urin, auch Lähmungserscheinungen.

Zwischen Infektion und Ausbruch der Babesiose liegen fünf Tage bis vier Wochen. Babesiose wird meist mit Malariamitteln behandelt und ist rechtzeitig erkannt heilbar.

Borreliose

Sie tritt überall in Mitteleuropa auf und ist hier die häufigste durch Zecken übertragene Krankheit bei Hunden – aber auch bei Menschen, die sich ebenfalls in der Regel direkt durch den Biss einer Zecke infizieren.

Berner Sennenhunde sind offenbar besonders anfällig für Nierenentzündungen infolge von Borreliose.

Verursacht wird die Infektionskrankheit durch Bakterien der Gattung Borrelia, die durch einen Zeckenstich übertragen werden. Die Zecke muss mindestens 16 bis 24 Stunden festgesaugt sein. Über den Speichel der Zecke gelangen die Borrelien in den Körper des Hundes und verteilen sich dort.

Die Diagnose ist oft schwierig, da die Symptome unspezifisch sind und es keine eindeutigen Blutwerte gibt. Gleiches gilt übrigens für die Diagnose beim Menschen. Es brauchte Monate und am Ende einen wirklich guten Diagnostiker, der bei Andreas Borreliose diagnostizierte.

Auch ein positiver Test beim Hund muss nicht eine aktive Infektion bedeuten.

Zu den Symptomen der Borreliose zählen

  • Fieber
  • Appetitlosigkeit und Schwäche
  • Geschwollene Lymphknoten
  • Gelenkentzündungen, Lahmheiten

In seltenen Fällen kann es auch zu Nierenentzündungen kommen. Vor allem die Rassen Berner Sennenhunde und Golden Retriever sind offenbar anfällig dafür.

Wer seinen Hund regelmäßig auf Zecken absucht, kann das Risiko einer Borreliose deutlich senken. Die Krankheit selbst ist mit Antibiotika, gegeben über mehrere Wochen, gut behandelbar.

Hepatozoonose

Die Hepatozoonose kam über Afrika in die Mittelmeerregion. Hier tritt sie vor allem in Süd- und Zentralspanien, Portugal und auf den Kanarische Inseln auf.

Gerade junge und geschwächte Hunde sind anfällig für diese Infektionskrankheit, die durch einzellige Parasiten der Gattung Hepatozoon verursacht wird. Hunde infizieren sich meist, wenn sie befallene Zecken verschlucken. Die Parasiten gelangen in den Darm, durchdringen die Darmwand und verteilen sich über die Blutbahn in verschiedenen Organen wie Milz, Leber und Lunge, im Knochenmark und in der Muskulatur.

Die Symptome können variieren und umfassen neben Fieber, Gewichtsverlust und Muskelschwäche auch Blutarmut, blutigen Durchfall, Steifheit und Schmerzen.

Leider gibt es noch keine etablierte Therapie, die bei allen Hunden beste Chancen auf eine komplette Heilung verspricht oder alle retten würde. Dazu sind die Krankheit und ihre Behandlung noch nicht ausreichend erforscht. Die Krankheit kann spontan ausheilen, aber auch tödlich verlaufen. Die Therapie ist oft langwierig, die eingesetzten Maßnahmen variieren. Meist verbessert sich der Zustand des Patienten, doch die Parasiten lassen sich nur selten völlig eliminieren. Deshalb kann die tückische Hepatozoonose auch mehrere Monate nach Abschluss der Behandlung erneut auftreten.

Der Verein Tierschutz Spanien e.V. weist auf seiner Website daraufhin: „Hepatozoonose kann in den Wintermonaten Dezember und Januar nicht nachgewiesen werden. Wenn also Symptome zum klinischen Bild der Hepatozoonose passen würden, der Test aber in der `Schlafpause“ der Zecke´ gemacht wird, gibt es ein falsches negatives Ergebnis.“

Anaplasmose

Risikogebiete der Anaplasmose sind eben nicht die typischen Mittelmeerländer. Vielmehr ist der Erreger – Bakterien der Gattung Anaplasma – deutlich weiter im Norden beheimatet. Zu den Endemiegebieten zählen Dänemark, Schweden, Norwegen, England, Österreich, Schweiz, Holland, Polen, Ungarn Tschechische Republik, Slowenien, Kroatien, Bulgarien, Frankreich, Nordspanien, Norditalien und auch Deutschland.

Die Symptome sind denen der Borreliose beim Hund ähnlich. Fieber, Schwäche, Müdigkeit, aber auch Lahmheiten zählen dazu. Rechtzeitig erkannt ist Anaplasmose gut behandelbar. Der Hund bekommt über drei bis vier Wochen ein Antibiotikum. Danach ist er in der Regel komplett geheilt.

Auch Menschen können sich durch einen Zeckenbiss direkt infizieren. Bei Verdacht: direkt zu Arzt oder Ärztin.

Einen Überblick über die häufigsten von Parasiten übertragenen Krankheiten bei Hunden aus dem Ausland bietet auch die ESCCAP-Checkliste „Checkliste für Hunde aus dem Ausland“.

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