Wie baue ich Kondition auf?
Wenn es im Frühjahr wieder los geht mit dem guten Wetter, wollen Mensch und Hund raus und was erleben. Die Sonne lacht, die Temperaturen steigen und auch auf den höchsten Bergen ist kaum noch Schnee. Das macht Lust auf die ersten ausgedehnten Wanderungen mit Hund. Doch nach der ersten Wanderung kommen Hund und Halter/in häufig völlig erschlagen zurück. Oft übernehmen wir uns bei der ersten Tour, weil wir uns im Winter deutlich weniger bewegt haben. Erschöpfung und Muskelkater sind die Folge.
Ähnliches erleben Menschen, die einen Hund aus dem Tierschutz aufnehmen, der vorher längere Zeit mit wenig Bewegung in einem Tierheim oder einem Shelter verbracht hat.
Nun sind körperliche Anstrengung und Erschöpfung nicht dramatisch, aber die Erinnerung an den heftigen Muskelkater raubt manchmal die Motivation für den nächsten schönen Ausflug mit Hund. Das muss nicht sein, wenn du es langsam angehen lässt und deine und vor allem die Kondition deines Hundes schrittweise aufbaust oder wiederherstellst.
Meist ist es sinnvoll, vor dem Trainingsstart einen kurzen Besuch beim Tierarzt einzuplanen. Wenn der Kreislauf, Gelenke und Bänder gecheckt hat, steht auch einem stetigen Aufbau der Kondition deines Hundes nichts im Wege.
Aufwärmen nicht vergessen
Gerade nach dem Winter, bevor wir im Frühjahr wieder zu längeren Touren aufbrechen, fühlt sich unsere Muskulatur oft schlapp an. Die Kondition ist nicht da, wir werden schneller müde und fühlen uns überanstrengt. Genau so ist es, wenn wir die ganze Woche viel gearbeitet haben und erst am Wochenende dazu kommen, eine schöne lange Wanderung mit unserem Hund zu machen. Oder wenn unser Alltag stressig ist und wir den Urlaub nutzen, um auf längeren Touren Neues zu entdecken. Unserem Hund geht es genauso. Auch seine Muskulatur, seine Bänder und Sehnen sind möglicherweise noch im Ruhemodus.
„Auf kleinen Fall aus dem Auto springen und sofort einen steilen Aufstieg in Angriff nehmen“, sagt Tierärztin Stephanie Rothin. „Lieber – und vor allem nach einer längeren Autofahrt – vor Ort kleine Aufwärmübungen machen.“ So kannst du beispielsweise mit deinem Hund kleine Kreise laufen, ihn über niedrige Hindernisse springen lassen oder ihn langsam durch einen Slalomparcours führen. Eventuell ein kleines Suchspiel, das Bewegung in gemütlichem Tempo ermöglicht. Und wer es richtig gut meint, gönnt seinem Hund erst mal eine ausgiebige Massage, die vor alle die kräftige Muskulatur der Hinterläufe mit einbezieht. Denn auch die Muskeln deines Hundes müssen erst auf Betriebstemperatur gebracht werden.
Ein nicht bewegter und damit kalter Muskel erhöht das Verletzungsrisiko. Zerrungen und verspannte Muskeln sind auch für deinen Hund äußerst schmerzhaft, reduzieren seine Bewegungsfreude und damit die Lust am gemeinsamen Spaziergang. „Und wenn der Hund sich erst mal richtig strecken will, sollte man ihn das in aller Ruhe tun lassen“, empfiehlt Steffi Rothin. Denn gerade nach langen Pausen und langem Sitzen sind die Muskeln verkürzt, das Dehnen verhilft ihnen zu mehr Leistungsfähigkeit und reduziert Probleme wie Verspannungen im Bewegungsapparat.
Über Dr. Stephanie Rothin
Dr. Stephanie Rothin ist Tierärztin aus München. Nach Examen und Promotion hat sie sich intensiv mit integrativen Therapiemöglichkeiten beschäftigt. Durch ihr Studium und ihre ergänzende Ausbildung an der International Academy of Veterinary Chiropractic ist sie spezialisiert auf Erkrankungen des Bewegungsapparats und deren schonende Behandlung.
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Gewicht und Futter
Wichtig ist, dass dein Hund möglichst kein Übergewicht hat, jedes zusätzliche Kilo belastet Herz und Gelenke beim Laufen. Eventuell steht also mit dem Trainingsbeginn gleichzeitig eine leichte Diät an.
Da wir gerade beim Thema Futter sind: Etwa zwei Stunden vor dem Training sollte dein Hund nichts mehr fressen. Das Risiko einer Magendrehung – gerade bei größeren Hunden – ist bei schnellerem Laufen sonst zu hoch.
Außentemperatur
Denk bitte auch daran, dass dein Hund seine Körpertemperatur vornehmlich durch Hecheln regelt. Im Gegensatz zu dir läuft ihm kein kühlender Schweiß über den Körper. Körperlich anstrengende Aktivitäten solltet ihr also nur bei Außentemperaturen unter 20 Grad planen. Im Frühjahr und Sommer sind also meist nur die frühen Morgen- und die späten Abendstunden geeignet, um Kondition aufzubauen.
Langsamer Aufbau
Als ersten Schritt beim Konditionsaufbau für deinen Hund empfehlen wir, die täglichen Spaziergänge schrittweise auszudehnen. Jeden Tag fünf Minuten mehr, so werden Muskeln langsam und gelenkschonend aufgebaut.
Im zweiten Schritt könnt ihr mit langsamem Joggen anfangen. Dabei sollte dein Hund im leichten Trab sein. Das bringt das Herz-Kreislauf-System deines Hundes in Schwung. Dabei müsst ihr nicht durchgehend Joggen, wechselt ruhig mit normalem Schritttempo ab.
Wenn das gut funktioniert und du das Gefühl hast, dein Hund kommt gut klar, bietet sich langsames Radfahren als nächste Stufe an. Gerade anfangs musst du darauf achten, dass der Hund im lockeren Trab neben dem Rad laufen kann, später könnt ihr auch kürzere Passagen mit höherem Tempo einbauen. Mehr Infos zum Radfahren mit Hund findest du hier.
Egal ob ihr gemeinsam längere Strecken, geht, joggt oder mit dem Rad fahrt, wichtig ist, dass ihr eure Trainingseinheiten auf dem richtigen Untergrund plant. Denn dauerhafte Bewegung auf hartem Asphalt ist nicht gut für den Bewegungsapparat deines Hundes. Und Joggen am Meer in tieferem Sand ist gerade zu Beginn viel zu anstrengend.
Optimal sind natürlich weicher Waldboden oder trockene Wanderwege. Aber es darf auch ruhig mal ein kleines Stück Beton oder sandiger Boden sein, denn Sehnen, Gelenke und Muskeln werden durch die wechselnden Anforderungen gestärkt.
Trainingsdauer
Denk dran, gemeinsame Bewegung soll vor allem Spaß machen. Wenn du deinen Hund dauerhaft überforderst, wird er schnell die Lust verlieren. Also – abhängig von Temperatur und Bodenbeschaffenheit – die Trainingseinheiten zeitlich anpassen. Ein gesunder Hund kann auf schattigen Waldwegen sicher gut zwei Stunden im entspannten Trab joggen oder neben dem Rad herlaufen. Sollte es wärmer sein oder der Untergrund härter, gilt es, den Hund genau zu beobachten und die Zeiten entsprechend zu verkürzen. Das gilt natürlich auch für ältere und kurzbeinige Hunde. Hechelt dein Hund stark oder hängt die Rute, kann es sein, dass es ihm bereits reicht. Manche Hunde signalisieren Überforderung auch dadurch, dass sie sich beim Schnüffeln oder Pinkeln unglaublich viel Zeit lassen. Auch hier kann es sein, dass dein Hund einfach nicht mehr mag.
Die Grundregeln
Drei Dinge solltest du auf jeden Fall beachten, wenn du anfängst, Kondition bei deinem Hund aufzubauen:
- Wenn du mitten in der Stadt wohnst und deine Trainingseinheiten im Wald oder Park stattfinden sollen, gib deinem Hund die Chance, sich aufzuwärmen.
- Bei jeder Trainingseinheit solltest du Wasser dabeihaben, damit dein Hund jederzeit die Möglichkeit hat, zu saufen und sich dadurch auch ein wenig abzukühlen.
- Achte gerade zu Beginn sorgfältig auf Erschöpfungszeichen bei deinem Hund. Und entscheide dann, ob ihr die Trainingseinheit abbrecht oder zumindest eine anständige Pause einlegt.
Und wenn du das große Glück hast, dass dein Hund Wasser mag und ihr einen Badesee in der Nähe habt, in dem Hunde erlaubt sind, gibt es natürlich noch den Königsweg, um die Kondition deines Hundes zu verbessern. Schwimmen ist die beste Möglichkeit, um gelenkschonend Muskulatur und Ausdauer zu trainieren.
Egal ob du mit im Wasser bist oder vom Rand Stöckchen wirfst, die Bewegung im Wasser aktiviert unterschiedlichste Muskelgruppen und trainiert das komplette Herz-Kreislauf-System deines Hundes.
Wenn du diese Tipps befolgst, wirst du schnell merken, dass dein Hund wieder mehr Lust auf ausgedehnte Wanderungen hat und schneller wieder regeneriert. So kommt ihr nach Zeiten mit wenig Bewegung wieder gut in Schwung.