Schweiz mit Hund: Naturparadies Walensee entdecken

Nahe des Bodensees liegt der Walensee vor imposanter Bergkulisse. Ein Traumziel für Wandern mit Hund – das wir nie entdeckt hätten, wäre nicht eine gute Freundin mit ihrem Hund vor etlichen Jahren dorthin ausgewandert. Mela findet, ihre Walheimat sei ein Naturparadies. Seit wir sie das erste Mal besucht haben, finden wir das auch.

Der Walensee liegt nahe Lindau und erstreckt sich über die Grenze der Kantone St. Gallen und Glarus. Bis zu 1.000 Meter hoch erheben sich die Steilhänge an Nord- und Südufer des fjordähnlichen Sees. Die Berge in zweiter Reihe sind noch deutlich höher. Am Seeufer lockt die „Riviera der Ostschweiz“. Malerische Orte wie Weesen und Quinten, in denen Palmen, Feigen und Weinreben gedeihen. Am Walensee kann man mit Hund im Schiff über den See schippern, unter Wasserfällen duschen, direkt am Seeufer campieren, zackige Bergtouren unternehmen oder solche mit sanfter Steigung. Eine Region, die Hundeleuten aus Deutschland noch weitgehend unbekannt ist.

Unsere Freundin Mela und ihre Hunde wollen ihre Wahlheimat Walensee nie wieder verlassen.

Melas liebste Wanderungen und Lieblingsorte rund um den Walensee haben wir hier zusammengetragen.

Schweiz / Walensee:

Lage, Landschaft und Besonderheiten

Der Walensee liegt knapp 100 Autokilometer von Lindau und rund 70 km von Zürich entfernt in den Schweizer Voralpen. Der glasklare See, der auch „Fjord der Schweiz“ genannt wird, erstreckt sich in auf einer Fläche von insgesamt 24 Quadratkilometern in einem Tal, eingefasst von steilen Bergflanken. Den Walensee lieben auch Badegäste, obwohl er im Sommer selten mehr als 20 Grad Wassertemperatur erreicht. Dafür schützen ihn seine Berge vor den kalten Winden aus dem Norden. So bietet der Walensee mancherorts wie in Weesen und Quinten ein Mittelmeerklima mit Palmen und Feigen.

Amden, gelegen auf einem Hochplateau, bietet einen Bombenblick auf den See und meist viel Schnee im Winter.

Im Winter liegen die Berge um den See meist unter einer dichten Schneedecke. Wunderschön: Wanderungen mit Hund auf den Hochplateaus, etwa rund um Amden.

Touristisch wird der westliche Walensee und seine Umgebung bis hoch nach Bad Ragatz als „Heidiland“ vermarktet. Denn die Landschaft entspricht den Erwartungen vor allem der japanischen Heidi-Fans. Und auch wir haben uns Heidis Heimat in etwa so vorgestellt. Wo die Schriftstellerin Johanna Spyri ihre Heidi und den Geissenpeter tatsächlich angesiedelt hat, weiß niemand so genau.

Es sind die Japaner, vor allem aber die Schweizer selbst, die den Walensee besuchen. Die Deutschen, mit und ohne Hunde, kommen hier selten vorbei. Dagegen gewinnt der See unter den Zürichern immer mehr Fans. Wer sich’s leisten kann, hat einen Zweitwohnsitz am Walensee. Weil die „Riviera der Ostschweiz“ mit ihren Bergen – allen voran der knapp 2.000 m hohe Mattstock (Mattstogg), der Hausberg von Amden, die Bergkette Churfirsten – mit je nach Zählweise 6 bis 13 Gipfeln – und das Skigebiet rund um den Flumserberg wunderschön sind. Dazu kommen Hütten, Wanderwege und Skipisten und das Ganze nur einen Katzensprung von der Banken- und Finanzhochburg entfernt. An sonnigen Wochenenden kann es also gerne mal etwas voller sein. Auch an Bord der Ausflugsschiffe der Walensee Schifffahrt und rund um die beliebten Ausflugsziele wie dem Weindorf Quinten oder Weesen mit seinem Hafen und der schönen kleinen Altstadt. Gleiches gilt für die Skipisten zur Saison. Von Frühling bis Herbst trifft man jedoch auf vielen Wanderwegen über weite Strecken keinen Menschen. Aber Kühe, außerdem seltene Schmetterlinge, Amphibien und Pflanzen, die sich nur hier wohl fühlen. Wer wollte es ihnen verdenken…

Riviera trifft auf Fjord-Norwegen und Heidi-Idyll: grandios für Urlaub mit Hund, finden wir. Von der Schönheit ihrer Region und den reichen Gästen aus Zürich haben sich die Menschen rund um den Walensee und seiner Seitentäler nicht den Kopf verdrehen lassen. Mondän gibt sich hier jedenfalls (noch) kaum ein Ort.

Schweiz / Walensee:

Einreisebestimmungen, Leinenpflicht & Co

Freundliche Begegnung an den Hängen der Churfirsten.

Schweizer wandern. Auch und gerade am Walensee. Und das auch gerne mit Hunden. Diese sind unserer Erfahrung nach meist so wohlerzogen und höflich, wie man es den Schweizer:innen nachsagt. Gutes Benehmen erwarten die Einheimischen auch von den Wauzis und den Menschen, die hier Urlaub machen. Wenn man sich an die üblichen Benimmregeln hält (Kot aufsammeln, bei Kühen auf Distanz bleiben, etc.) kommt man gut miteinander zurecht, auch ohne Leine.

Oft wird die Schweiz als eines der hundefreundlichsten Länder Europas bezeichnet. Mela würde das so nicht unterschreiben, aber sie ist da auch sehr kritisch. Fakt ist: Schweizer mögen Hunde ganz offensichtlich. Auf 16 Menschen kommt ein Hund. Damit liegt die Schweiz europaweit in der Spitzengruppe.

Unserer Erfahrung nach sind die Regeln, die für Vierbeiner gelten, vielerorts denen in Deutschland ähnlich, im Vergleich zu manchen deutschen Städten sogar deutlich entspannter.

Regeln für Hunde in der Schweiz

Welche Einreisebestimmungen in die Schweiz gelten für Hunde?

Die Einreisebestimmungen sind zum Glück einfach. Es genügen der EU-Heimtierausweis, eine gültige Tollwutimpfung und der Mikrochip zur eindeutigen Identifizierung. Bei unseren Besuchen in der Schweiz hat uns an der Grenze noch keiner danach gefragt. Urlauber dürfen mit maximal 5 Hunden einreisen.

Gibt es Hunderassen, die nicht in die Schweiz einreisen dürfen?

Hier hat uns die Schweiz mit ihrer Regelung verblüfft. Tatsächlich gibt es kein Verbot für bestimmte Hunderassen. Doch Hunde mit kupierten Ohren und /oder Ruten dürfen nur für einen Kurzaufenthalt hinein – und das nur ausnahmsweise. Die Entscheidung liegt beim Zoll.

Wo gilt Leinenpflicht in der Schweiz?

Wo Leinenpflicht oder gar Maulkorbpflicht in der Schweiz gilt, darf jeder Kanton selbst regeln. Üblicherweise – auch rund um den Walensee – sind die Leinenpflichten für Hundehalter denen im hundefreundlichen München durchaus vergleichbar.

An öffentlichen Orten und Plätzen, an Straßen, in und um kommunale Einrichtungen wie Schulen und Kindergärten sowie in und um die Berghütten gilt Leinenpflicht. Auch in Naturschutzgebieten müssen Hunde zum Schutz von Wildtieren an die Leine und mit ihren Leuten auf den Wegen bleiben.

Im Wald dürfen Hunde in vielen Kantonen dann freilaufen, wenn sie sich nicht aus dem Einwirkungsbereich ihrer Leute entfernen und in die Büsche schlagen. In Zweifelsfällen ist die Schleppleine auch in der Schweiz oft eine gute Alternative.

Dürfen Hunde in öffentlichen Verkehrsmitteln mitreisen?

Hunde dürfen mit in Bus und Bahn, die Großen an die Leine, die Kleinen in einer Transportbox auch gratis.

Hunde dürfen mit an Bord der Ausflugsschiffe auf dem Walensee.

Die größten Orte und beliebtesten Ausflugsziele am Walensee steuert die Walensee Schifffahrt mehrmals täglich an. Hunde sind an Bord willkommen. Sie bezahlen den halben Preis.

Auch in den Liften sind Hunde erlaubt. Allerdings gibt es in der Region nur Sessellifte. Hunde müssen also entsprechend klein und gut gesichert sein, um auf dem Schoß oder im Tragegeschirr nach oben zu schweben. 

Die Selunbahn eignet sich nur für nervenstarke Hunde und ihre Leute.

Handliche Hunde dürfen sogar in der urtümlichen Selunbahn Platz nehmen, eine Holzkiste, die kaum größer ist als ein Schweinetrog. Nichts für schwache Nerven

Wer so abenteuerlustig ist wie Mela und einen ebensolchen kleinen Vierbeiner an seiner Seite hat, kann die Fahrt in der Selunbahn zum Beispiel mit einer Wanderung über den Toggenburg-Höhenweg verbinden.

Der inoffizielle Hundestrand von Weesen bietet einen Bombenblick auf die Churfirsten.

Hundestrände am Walensee

Das Ufer des Walensee ist vielerorts sehr schmal. Es gibt vier offizielle, bewirtschaftete Strandbäder (Mols, Walenstadt, Unterterzen, Murg). Hier sind Hunde verboten. Doch rund um den See bieten sich trotzdem viele Möglichkeiten, in kleinen Buchten mit Vierbeiner abzutauchen.

Einer der schönsten Treffpunkte für Hunde und Menschen am Walensee ist für Mela der inoffizielle Hundestrand von Weesen, der hinter Gäsi Strand und der SUP Vermietung liegt. Dort, wo die kanalisierte Linth, der Hauptzu- und Abfluss des Sees mündet. Ein Wanderweg führt vom Parkplatz am Campingplatz (Gäsistrasse 31, 8872 Weesen) durch den Wald zum Sand-Kies-Strand. Hier planschen Zwei- und Vierbeiner mit Bombenblick auf die Churfirsten gegenüber.

Unsere liebsten Wanderungen und Orte mit Hund

Hund und Mensch bieten der Walensee und seine Umgebung atemberaubende Schönheit und viel Abwechslung. Sportler auf zwei und vier Beinen sind auf zackigen Bergtouren mit schwindelerregenden Aus- und Tiefblicken unterwegs. Was uns aufgefallen ist: Auf die ausgeschilderten Gehzeiten sollte man zur Sicherheit immer ein Viertel und mehr draufschlagen, wenn man nicht Reinhold Messner oder Schweizer:in ist, sondern bloß „normal“ fit. Und wenn ein:e Schweizer:in sagt, der Weg sei technisch nicht schwierig, bedeutet das nicht, dass man unterwegs nicht ausgesetzte Passagen überwinden muss und schwindelfrei sein sollte. Da sind die Schweizer:innen den Slowen:innen sehr ähnlich.

Doch der Walensee hat auch den nicht Olympia-verdächtigen Mensch-Hund-Gespannen viel zu bieten. Bei unseren Besuchen mit unseren Hunden haben wir sanft steigende Streifzüge zwischen Weiden und Wiesen zu Hütten, Bergseen und wahren Naturspektakeln genossen.

Bruni vor den Seerenbachwasserfällen.

Eine sehr leichte Wanderung führt zu den Seerenbachfällen bei Betlis über dem Nordufer des Walensees. Der Wasserfall stürzt sich über drei Kaskaden fast 600 Meter in die Tiefe. Er zählt zu den höchsten Fällen Europas. Mit einer Höhe von 305 Metern gehört die mittlere der drei Kaskaden sogar zu den höchsten freifallenden Wasserfällen der Welt. Schon von weitem hört man sein Donnern, besonders imposant in Frühling und Herbst. Im Sommer rauscht es hier etwas verhaltener, dafür ziehen die Kaskaden vor allem an sonnigen Wochenenden mehr Besucher an. Ganz in der Nähe gibt es einen schönen Picknick-Platz mit Tisch und Bänken. Als wir hier gerastet haben, spürten wir feinen Sprühnebel auf Haut und Fell prickeln.

Noch mehr Wasserfälle für wenig Anstrengung gibt es auf einer kleinen Rundtour ab Berschis zu entdecken.

Im Glarner Obersee.

Das kleine Dorf gehört zu Walenstadt und liegt malerisch im Seeztal am Fuß des St. Georgenbergs. Wer nicht unter Wasserfällen duschen, sondern hoch droben in einem Bergsee baden möchte, sollte den Obersee besuchen. Er liegt im gleichnamigen Tal auf 983 Metern wie ein glitzernder Spiegel zwischen Wald und Wiesen. Dahinter erhebt sich der Brünnelistock. Obwohl es hier oben wunderschön ist, ist der Obersee auch an heißen Tagen nicht allzu überlaufen und deshalb wunderschön für eine entspannte Wanderung mit Hund.

Bei Ausflügler:innen besonders beliebt ist das autofreie winzige Weindörfchen Quinten. Das erreicht man mit dem Schiff oder zu Fuß. Eine technisch anspruchslose Wanderung führt uns in knapp 3 h von Weesen nach Quinten, mal direkt am See, mal über dem See durch lichten Wald und schließlich durch Weinberge zum Dorf. Auf dieser Wanderung kommt man auch an den Seerenbachwasserfällen vorbei. Zurück geht es auf dem gleichen Weg oder – noch schöner – mit dem Schiff.

Schöne Wanderwege führen um den Luftkurort Amden herum, der Sonnenterrasse über Weesen und dem Walensee. Wunderschön ist der Höhenrundweg. An klaren Tagen bieten sich entlang der Strecke atemberaubende Aussichtens ins Toggenburg, die Glarner Alpen und auf den Säntis, mit knapp 2.502 Metern der höchste Berg im Alpsteingebirge. Ein wenig anstrengender ist die Umrundung des Mattstocks (Mattstogg). Der fast 2.000 m hohe Hausberg von Amden steht in direkter Nachbarschaft des ebenso hohen Speer, Europas höchstem Nagelfluh-Berg. Beide gehören zu den Appenzeller Alpen. Unsere Tour bringt uns um den Hausberg herum zur Alp Oberchäseren.

Wohin fährt man, wenn man schon im Paradies lebt? Mela hat es zum Beispiel in der Region rund um den Lukmanierpass sehr gut gefallen.

Der Pass verbindet die beiden Kantone Graubünden und Tessin mit den Talorten Disentis und Biasca. Hier gibt es unzählige Wanderwege, zum Beispiel diesen.

Klima

Das Klima am Walensee gilt für Schweizer Verhältnisse als außerordentlich mild, was der Gegend auch ihren Namen „Riviera der Ostschweiz“ eingetragen hat. Im Sommer erreichen die Temperaturen auch gerne mal 30 Grad, und selbst im Dezember sackt das Thermometer selten deutlich unter -3 Grad. Es regnet recht häufig. Aber die oft schwachen Schauer verziehen sich meist so schnell, wie sie gekommen sind.

Essen und Trinken

Am Walensee gibt es zahlreiche Restaurants, die einheimische und internationale Topküche auf den Tisch bringen. Hier legt man größten Wert auf regionale Zutaten, erzeugt nach höchsten Standards. Dazu passt, dass die Haltung von Rindern, Schweinen und Co. an weit strengere Auflagen geknüpft ist als in Deutschland. Viele Bauern verkaufen Käse, Wurst, Fleisch, Eier und mehr direkt ab Hof.

Die Hüttenküche ist oft deftig, das echte Käsefondue fast obligatorisch – und die Preise? Für Deutsche durchweg gesalzen. Spannend: Was wir in Deutschland als Schweizer Schokolade kennen, findet sich auch hier in den Supermärkten – aber noch viel mehr Marken, die hierzulande unbekannt sind. In einer Sorten-Vielfalt, die Schokifreunde unbedingt probieren sollten. Der Hammer!

Beste Reisezeit

Wer schneefrei hoch hinaus möchte, sollte zwischen Mai und Oktober anreisen. Wer traumhafte Schneewanderungen schätzt, findet im Winter auch hoch droben ausreichend Flachstücke.

Unterkünfte am Walensee

Rund um den Walensee gibt es eine ganze Reihe von Hotels und Ferienwohnungen. Campingfreund:innen sind unserer Erfahrung nach auf dem Camping Gäsi gut aufgehoben. Er liegt direkt am Walensee, nahe des inoffiziellen Hundestrands und nahe der Linth, dem wichtigsten Zu- und Abfluss des Walensees. Von hier aus kann man zu Fuß nach Weesen laufen. In der Nähe des Campingplatzes liegt die Bahnstrecke. Uns hat das aber nicht gestört.

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