Ruhrgebiet: Halden Hopping mit Hund

Stille Wälder, Panoramablicke, dazu Kultur und Leinenfreiheit – die Bergbau-Halden eignen sich bestens für Höhenwanderungen mit Hund. Doch das wissen meist nur die Menschen, die in der unmittelbaren Umgebung wohnen.

Wann immer wir beispielsweise mit unseren urbayerischen Freund:innen über das Ruhrgebiet reden, hören wir dieselben Vorbehalte: „Keine Berge, keine Aussicht, kein Grün.“ Von wegen! Die „Alpen des Ruhrgebiets“, wie die Halden, die mit dem Bergbau entstanden, auch genannt werden, bieten all das – und viele weitere Besonderheiten, die sich mit Hund wunderbar erkunden lassen. Zum Beispiel Kunst auf den Gipfeln, ein Amphitheater, sogar etliche Regenwasser-Seen, in denen der Wauzi abtauchen kann.

Im See auf der Halde Mottbruch. An der tiefsten Stelle reicht unserem Amos das klare Wasser bis weit über den Bauch.

Unsere Lieblingstouren über die Alpen des Ruhrgebiets haben wir euch hier zusammengestellt. Ein Besuch lohnt sich wirklich – nicht nur für Flachlandtiroler, die mal Höhenluft schnuppern wollen.

Halden: vom Abraumhügel zur (Hunde-)Oase

Kunst auf dem Ruhrgebietsgipfel: die „Nachtzeichen“ auf der Halde Rungenberg.

In den vergangen 250 Jahren wurde das Ruhrgebiet umgegraben und ausgehöhlt, alles für das schwarze Gold: die Steinkohle. Das wertlose Gestein, das dabei ebenfalls zutage kam, türmte sich neben den Zechen zu viele hundert Meter hohen Abraumhalden auf.

Auch lange nachdem die Zechen dicht machten, blieben die Berge zunächst für Menschen gesperrt. Bis die Kommunen begannen, aus den Abfällen des Bergbaus, unterstützt von Landschaftsarchitekten, grüne Oasen zu formen. Künstler krönten viele Gipfel mit ihren Werken, oft solche, die an die Industriegeschichte erinnern. Und so gibt es auf den Gipfeln der Halden viel zu entdecken. Starke Alternativen zu den Gipfelkreuzen der Alpen.

Sattgrüne Wiesen erwarten euch auf den Halden wie zum Beispiel hier auf der Halde Hoheward in Herten.

Kleines Halden-ABC

Was ist höchste Halde?

Die höchste Halde ist die Halde Oberscholven im gleichnamigen Gelsenkirchener Stadtteil. Sie überragt ihre Umgebung um satte 140 m. Gelsenwasser betreibt hier ein Trinkwasserreservoir. Die Halde ist für die Öffentlichkeit nicht frei zugänglich.

Was ist die beliebteste Halde?

Zu den größten Besucher-Magneten unter den Halden zählt die Halde Haniel in Bottrop auf der Grenze zu Oberhausen. Mit ihren 159 m Höhe gehört sie zu den höchsten ständig begehbaren Halden des Ruhrgebiets. Jedes Jahr an Karfreitag ziehen tausende Gläubige in einer Prozession den Kreuzweg die Halde hinauf. An sonnigen Wochenenden ist auf dem Gipfel ebenfalls einiges los. Mit und ohne Hund kommt man sich hier aber nicht unangenehm in die Quere.

Welche ist die jüngste der renaturierten Halden?

Zu den jüngsten neu gestalteten und frei zugänglichen Halden gehört die Halde Mottbruch, die wie ein Vulkan-Kegel geformt ist.

Gilt auf den Halden Leinenpflicht?

Auf den meisten Halden darf euer Hund frei toben und trifft auf viele Artgenossen für wilde Spiele. Einige wenige Halden wie etwa die Halde Haniel umfassen in Teilen Naturschutzgebiete. Hier genügt aber eine Schleppleine, der Vierbeiner kann sich also trotzdem austoben.

Sind die Halden wirklich grün?

Sind sie. Und mehr als das. Sie sind sogar bunt! 😊 Der Haldenfuß wird oft vom lichten Wald dominiert. Jungen Birken, Weiden, Pappeln, Eichen oder Weiden, alles Bäume, die echte Meister in der Eroberung von Industriebrachen sind. Weiter oben auf den entweder Kegel- oder Terrassen-förmig angelegten Halden erwarten euch meist weite Wiesen und eine Vielfalt von Blumen und Gräsern. Von Schilf in den Regenwasser-Seen bis zu Bergbohnenkraut, das man eigentlich auf den Almen in Oberbayern findet. Ganz bewusst präsentieren sich viele Gipfel in aschigem Schwarz bis Grau – als Erinnerung an die Geschichte dieser Berge.

Übrigens: Etliche unserer Freunde und Bekannte, die nicht in der Nähe hoher Berge leben, haben für ihre Weitwanderungen oder Alpenüberquerungen mit Hund auf den Halden trainiert.

Unsere Lieblingshalden für Wanderungen mit Hund

Viele unserer Lieblingshalden mit Hund überzeugen bereits mit schönen Hinwegen. Alle bieten viel zu entdecken für Mensch und Hund.

Bottrop: Halde Haniel

Durchaus ernstzunehmende Steigungen, ein industriegeschichtlicher Kreuzweg, bunte Totempfähle, ein Amphitheater am Gipfel. Und der Hin- und Rückweg vom und zum Forsthaus Specht führt durch einen Wald mit Wasserläufen.

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Gelsenkirchen: Halde Rheinelbe und Skulpurenwald

Natur und Kunst – besonders gelungen finden wir die Mischung auf der Gelsenkirchener Halde Rheinelbe und im Skulpturenwald drumherum. Die Himmelsleiter thront wie ein Aztekentempel auf dem Gipfel. Toll für unseren Hund: der wilde Wald an den Haldenhängen, die Regenwasser-Seen obendrauf – und die vielen Spielgefährten, die er hier unterwegs trifft.

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Essen: Schurenbachhalde

Fuerteventura im Ruhrgebiet – so fühlt es sich an, wenn man über das weitläufige, mit schwarzer Schlacke bedeckte Hochplateau der Schurenbachhalde in Essen tobt. Und einen Regenwasser-See zum Planschen gibt es hier oben auch, dazu der weite Blick über den Pott und die „Bramme für das Ruhrgebiet“, ein monumentales Stahlkunstwerk, das im Berg zu versinken scheint. Am Fuß der Halde erwartet euch ein Foodtruck mit supernetten, hundefreundlichen Betreibern. Wer mag, kann den Gipfelsturm mit einem Spaziergang durch den nahen Nordsternpark verbinden.

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Moers / Duisburg: Halde Rheinpreußen und Waldsee

Im Sommer ist diese Halden-Tour unschlagbar: Am Morgen steigen wir auf die vergleichsweise kleine Halde Rheinpreußen mit dem „Geleucht“. Der gut 30 m hohe Turm sieht aus wie eine Grubenlampe. Nach einer Rast mit Panoramablick auf dem Gipfel laufen wir Richtung Duisburg bergab. Und schon bald erreichen wir den Waldsee. Der Badesee liegt eingerahmt von hohen Eichen mitten im Wald und bietet uns einen wunderbar weiten Sandstrand. Hier können wir den ganzen Tag mit unserem Vierbeiner abtauchen. Herrlich!

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Duisburg: Heinrich-Hildebrand-Höhe mit Tiger & Turtle

In Duisburg-Hüttenheim liegt die Heinrich-Hildebrand-Höhe, eine vergleichsweise unspektakuläre Halde, die sich mehr und mehr zum Insta-Spot entwickelt. Anziehungspunkt ist das spektakuläre Kunstwerk auf ihrem Gipfel: Tiger & Turtle. Die kühn gewundene, begehbare Skulptur erinnert an eine Achterbahn. Großartig! Auf der Halde gilt Leinenpflicht, ein Besuch lässt sich aber sehr schön mit einer Wanderung am Angerbach verbinden, wo sich der Wauzi austoben kann.

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Gelsenkirchen: Rungenberghalde

Spektakulär: 2 Pyramiden, hoch aufgeschüttet aus schwarzem Bergematerial, krönen den Gipfel der Rungenberghalde – die wohl einzige mit einer Doppelspitze. Die Halde lässt sich über eine Treppe erobern oder auf sanft ansteigenden, geschwungenen Pfaden, die sich um den Berg herumziehen. Unterwegs nach oben könnte man fast glauben, man wäre auf Almwiesen unterwegs.

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Herten: Halde Hoppenbruch und Halde Hoheward

Wer mag, kann diese größte Haldenlandschaft Europas auf vergleichsweise steilen Wegen erklimmen. Obendrauf gibt es viel zu sehen – vom riesigen Observatorium bis zu Gleitschirmfliegern. Krönender Abschluss: Pommes und Burger im Liegestuhl am Foodtruck von Zeche Ewald. Die Halden gehören zu einem Landschaftspark. Leinenpflicht! Schleppleine reicht völlig.

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Gladbeck: Halde 22 und Mottbruchhalde

Gleich acht Bergehalden formen die Braucker Alpen im Südwesten von Gladbeck an der Stadtgrenze zu Essen und Bottrop. Die Berge dieser Kette sind größtenteils öffentlich zugänglich. Eine besonders schöne Runde führt über die ruhige Halde 22 auf die Mottbruchhalde, die wie ein Vulkan geformt ist. Oben erwarten uns gleich zwei schilfbewachsene Seen zum Planschen.

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Auf unserer Bucket List fürs Halden Hopping im Ruhrgebiet stehen noch etliche Gipfel, die wir mit Hund erobern möchten. Wie uns Freund:innen erzählt haben, ist die Halde Beckstraße im Bottroper Stadtteil Batenbrock mit ihrem weithin sichtbaren Tetraeder absolut lohnend.

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