Melleck: übers Roßkar aufs Sonntagshorn, den höchsten Gipfel der Chiemgauer Alpen

gassi-guide(535 Touren)

Diese Tour gehört für uns zu den schönsten Bergwanderungen mit Hund in der Nähe von München. Sie bietet keine Hütte, keine Seilbahn, kein Brimborium. Dafür ganz viel Ruhe, herrliche Natur und einen atemberaubenden Ausblick. Absolut hundetauglich und ideal für eine Auszeit vom Alltag. 🥾🐶 💚

Unsere Wanderung bringt uns auf das Sonntagshorn (1.961 m), den höchsten Berg der Chiemgauer Alpen, an der Grenze zwischen Deutschland und Österreich gelegen. Der Rundumblick vom Gipfel ist spektakulär: Nach Norden überblicken wir das Voralpenland bis zum Chiemsee, nach Süden das österreichische Saalachtal bis zu den schroffen Loferer und Leoganger Steinbergen, und weiter bis zu den schneebedeckten Zacken der Hohen Tauern mit dem Großglockner (3.798 m) am Horizont.

Doch schon der Weg hinauf ist etwas für Genießer – wenn sie etwas Ausdauer mitbringen.  Wir lieben den langen, kaum begangenen Anstieg über das Roßkar. Selbst an warmen Feiertagen treffen wir hier kaum einen Menschen. Das abgelegene Kar zwischen Sonntagshorn und Peitingköpfl ist ein Relikt der Eiszeit, von einem Gletscher geformt. Heute dominieren hier Latschen, Almwiesen und Quellbäche vor schroffen Felswänden.  Besonders schön im Frühling, wenn wilde Orchideen am Wegrand blühen und Krokusse die Wiesen mit Weiß und Violett sprenkeln. Dazwischen leuchten stängelloser Enzian und Frühlings-Enzian in Tiefblau – ein toller Kontrast zu den narbigen, fast weißen Felsbrocken aus Dachsteinkalk, die auf den Weiden liegen. Expert:innen erkennen daran:  Das Gebiet gehört geologisch zu den nördlichen Kalkalpen.  Auch das Sonntagshorn, das wir schon zu Beginn unseres Aufstiegs sehen, präsentiert sich in weiß mit Streifen aus grünen Latschen.  Anders als die schroffen Gipfel weiter südlich zeigt es einen eher sanften, abgerundete Gipfelaufbau, der uns an die Mützen eines Mainzelmännchens erinnert. Diese Mütze stellt technisch keine Anforderungen.  Nach dem langen Aufstieg bis zum Roßkarsattel braucht es auf den Gipfel eben noch ein wenig Puste.

Gut zu wissen

Der Weg ist durchgehend gut beschildert bzw. rot-weiß-rot markiert. Unter Füßen und Pfoten: überwiegend schmale Steige, die auf dem letzten Viertel steinig sind. Auf dem Roßkarsteig helfen Stöcke beim steilen Auf und Ab. Gut drei Viertel des Wegs wandern wir durch lichten Mischwald, den Rest schattenlos mit Weitblick. Technisch stellt der Weg keine Herausforderungen an Menschen und Hunde. Er verlangt jedoch Trittsicherheit und eine gute Kondition. Immerhin legen wir beim Aufstieg rund 1.400 Höhenmeter zurück.  Zwar treffen wir entlang des Wegs immer wieder auf Bäche. Trotzdem solltet ihr an warmen Tagen auch für den Hund ausreichend Wasser mitnehmen. Der Roßkarsteig ist bei Schnee absolut ungeeignet. Auch nicht zu empfehlen, wenn’s sehr nass ist. Dann könnte es hier für Zweibeiner viel zu rutschig werden.

Vorsicht mit Hund am Gipfel!  An mehreren Stellen fallen die Wände hier steil ab.

Wegbeschreibung

Der Startpunkt unserer Wanderung liegt auf bayerischer Seite, am kleinen Wanderparkplatz direkt hinter dem Weiler Melleck (Gemeinde Schneizlreuth) am Steinpass. Gleich hinter der Brücke über den rauschenden Steinbach, der hier die Grenze zu Österreich markiert, starten wir. Rechts von uns strudelt das kristallklare Wasser über Felsbrocken – ein schöner Auftakt!

Der breite Forstweg führt uns zunächst gemächlich geradeaus. Wir überqueren eine Brücke mit dem Schild „Staatsgrenze“.  Der Steinbach begleitet uns nun linkerhand, während rechts Felswände aufragen. Und hoch oben, scheinbar unerreichbar, grüßt uns schon unser Ziel: das Sonntagshorn mit seiner charakteristischen Form.

Bald endet die Forststraße an einem Schuppen. Dahinter queren wir eine Holzbrücke, wenig später eine kleine Gitterbrücke. Hunde, die Gitterbrücken scheuen, können  sie durchs Bachbett umgehen.

An der nächsten Weggabelung halten wir uns links. Hier beginnt der eigentliche Roßkarsteig. Er ist gut markiert mit rot-weiß-roten Zeichen und der Nummer 22. Schon nach wenigen Minuten dreht der Steig nach links, erneut ausgeschildert  „Sonntagshorn über Roßkar“.

Jetzt wird’s ernst: In knackigen Serpentinen windet sich der Steig, teils schmal und wurzelig, durch den dichten Bergwald. Es geht zügig bergauf, nur unterbrochen von wenigen sanfteren Passagen. Immer wieder öffnen sich kleine Fenster mit Ausblicken hinauf auf die Berge. Verschnaufpausen lohnen sich also doppelt.

Nach gut der Hälfte des Steigs grüßt uns ein charmantes Detail am Weg: Ein kleines „Wegbücherl“, sicher verwahrt in einer Metallkassette auf einem Holzpfahl. Wer hier langläuft, merkt schnell, wie viel Mühe die Wegwarte investieren, um diesen wilden Pfad in Schuss zu halten – durchgesägte Stämme, die der Wind über den Weg geworfen hat, zeugen davon. Das ist uns ein Dankeschön im Wegbücherl wert. ♥️

Nach gut 2,5 Stunden auf dem Steig passieren wir einen offenen Weidezaun mit Hinweisschild „Weidegebiet – Hunde an die Leine“. Wir haben das Gelände der Ennsmannalm erreicht. Vieh ist jetzt im Frühling noch nicht unterwegs.

Weitgehend eben laufen wir zunächst durch verbuschtes Gelände und erreichen einen Bach. Happy Hund! Amos legt sich sofort hinein und kühlt sich den Bauch. Der rot-weiß-roten Markierung an Felsen und Bäumen folgend, steigen wir sanft bergauf und kommen bald zu einem offenen Weidegebiet. Herrlich, dieser Blumenteppich – und die Rundumsicht auf die Felswände.

Durch Krokusse steigen wir aufwärts. Unser Pfad mündet auf einen Wirtschaftsweg, dem wir links folgen, stetig bergauf. Amos wälzt sich in den letzten Schneeflecken auf dem Weg. Nach wenigen Minuten ist der Roßkarsattel erreicht – ein markanter Kreuzungspunkt. Hier stößt auch der deutlich kürzere Aufstieg aus dem Heutal auf unsere Route. Man merkt es: Jetzt wird’s etwas voller.

Die letzte Etappe steht an: der finale Aufstieg zum Gipfel. Vom Roßkarsattel aus folgen wir dem Wegweiser „Sonntagshorn – 1 h“. Es geht zunächst gemächlich über eine offene Almfläche, dann durch einen zunehmend steinigen und wurzelreichen Steig im Südhang. Serpentine um Serpentine arbeiten wir uns nach oben, und mit jeder Kehre wird die Aussicht weiter.

Dann, endlich, nach rund 1.400 Höhenmetern und mehr als vier Stunden Gehzeit, stehen wir am Gipfelkreuz des Sonntagshorns. 🏔️ Die Rundumsicht ist spektakulär. Wir könnten hier ewig sitzen und den Blick auf all die vielen und vielgestaltigen Berge drumherum genießen. Beim ersten Mal hier oben hat es uns wirklich umgehauen. Das vergleichsweise kleine Gipfelplateau des Sonntagshorns leert sich bald. Wir bleiben allein zurück, versunken in die Schönheit, die uns umgibt, dem Alltag enthoben und mit einem zufriedenen, bald schlafenden Hund zu unseren Füßen. Dieser Moment wird noch lange, lange nachwirken. Versprochen!

Auf dem demselben Weg geht es dann zurück.

  • check Sommer/Herbst
  • check kostenlose Parkplätze
  • error_outline Leinenpflicht während der Weidesaison auf den Almweiden.
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