Frankreich, Lac de Sylans: Wanderung um die alte Eisfabrik „Glacières de Sylans“

Wir lieben „lost places“. Orte, die von Menschen geschaffen und wieder aufgegeben wurden und die die Natur zurückerobert hat. Lost places erzählen Geschichten und sind oft ein wenig gruselig-gespenstisch. Zu den tatsächlich coolsten lost places, die wir bislang mit Hund erkundet haben, gehört die alte Eisfabrik „Glacières de Sylans“ am Ufer des Lac de Sylans in der Region Auvergne-Rhone-Alpes. Sie liegt direkt an der Autobahn A 40, die Anschlussstelle Les Neyrolles findet sich direkt am See. Wer also quer durch Frankreich reist, kann hier mit Hund bequem einen Zwischenstopp einlegen. Der lohnt sich unbedingt – auch für den Hund. Der kann sich hier austoben, während sich seine Leute an den Infotafeln aufschlauen. Wer mag, kann auch noch am Ufer entlangwandern. Planschpausen für den Vierbeiner inklusive.

Den See beschatten hohe, steil aufragende Hänge. So liegt sein Wasser fast immer im Schatten. Wegen der feuchten Kälte hier unten im Talgrund tragen die Bäume am See lange Moosbärte und dicke Moosmäntel.  Von November bis tief hinein in den März friert der See meist zu. Ein Unternehmer aus der der Nähe machte sich das zunutze. 1865 – also lange bevor Kühlschränke erfunden wurden – gründete er die Eiswerke von Sylans. Zusammen mit seinen Leuten erntete er im Winter Natureis aus dem See, lagerte es ein und schickte es an Abnehmer, die damit kühlten. Bald bekam das Werk einen Eisenbahnanschluss. Gut 300.000 Tonnen Eis im Jahr ging nun nach Paris, ein Teil davon sogar bis Algerien.  Die Société des Glacières de Paris kaufte 1885 die Eiswerke und expandierte. Sie baute am Ufer ein 150 m langes und 12 m hohes Firmengebäude aus gemauertem Stein, dessen Ruine heute noch steht. Infotafeln an den Resten von Lagerhäusern und Unterkünften erzählen davon, wie mühevoll und findig die Menschen am Lac de Sylans Eis ernteten – bis der Kühlschrank kam und das Geschäft 1917 starb. Wir fanden es superspannend.

Ausgangspunkt unserer Tour ist der ungekennzeichnete Parkplatz an der Straße D 1084  unter der Autobahn. Hier lässt sich auch ein Wohnmobil problemlos parken. Wir nehmen den ersten Abzweig in den Wald. Auf dem befestigten Waldweg laufen wir bergab, vorbei an moosbedeckten Bäumen. Schon bald stoßen wir auf die Ruine des Firmengebäudes. Wir halten uns zunächst links und laufen den Bohlenweg zum Ufer und zum Steg. Amos legt erst mal eine Spielrunde ein mit der jungen Husky-Hündin, die wir treffen. Ein Glückstreffer. 😊 Zurück auf dem Hauptweg laufen wir am Firmengebäude entlang. Viele Infotafeln erzählen Geschichten zu den Gebäuden rechts und links vom Weg. Schließlich laufen wir auf demselben Weg zurück.