Lancken-Granitz, Rügen: Von den Großsteingräbern über Klein Stresow zur Stresower Bucht

Die meisten Rügen-Gäste zieht es an die Strände und zu den berühmten Kreidefelsen. Doch auch im Hinterland gibt es viel zu entdecken. Die Wanderung von Lancken-Granitz zur Stresower Bucht im Biosphärenreservat Südost-Rügen gehört zu unseren absoluten ❤️-Touren mit Hund auf der Wanderinsel Rügen. Sie verbindet historische Schätze und schöne Einkehrmöglichkeiten mit großartiger Natur inklusive viel Freiraum zum Auspowern für unseren Hund. Sie führt uns durch eine Landschaft, die uns mit ihren viele tausend Jahre alten Großsteingräbern an Cornwall oder die Bretagne erinnert, durch lichten Wald mit uralten Buchen und schließlich zur Stresower Bucht, eingebettet in eine Boddenlandschaft, wie sie für die Ostsee so typisch ist. Ebenfalls auf der Strecke: unser Rügener Lieblingsdorf Groß Stresow mit seinen liebevoll renovierten Häusern. Bei jedem Wetter wunderschön.

Unter Füßen und Pfoten: Überwiegend Wiesen und Waldpfade sowie locker befestigte Forstwege. Im Dorf kurze Strecken über kaum befahrene Sträßchen. Sonne und Schatten wechseln sich ab.

Ausgangspunkt unserer Tour ist die unbefestigte Parkmöglichkeit in der Linkskurve an der B 196 am nördlichen Ortsausgang (Straße „Am Mühlengrund). Parkplätze gibt es auch in Lancken-Granitz zum Beispiel neben der Kirche. Der Weg zu den megalithischen Großsteingräbern ist gut ausgeschildert.

Unsere Tour startet in der Linkskurve an der B 196.  Wir folgen dem Wiesenpfad, der von rechts von der Straße abzweigt, hügelaufwärts. Und schon wenige Schritte später stehen wir direkt am ersten Höhepunkt: die megalithische Grabanlage aus der jungsteinzeitlichen Trichterbecherkultur (4300 bis 2800 v.Chr.). Benannt wurde sie nach einer für diese Kultur typischen Gefäßform, ein Becher mit trichterförmigen Hals. Die Megalithbauten gehörten zu insgesamt acht Grabanlagen, vier haben die Zeiten überdauert. Auf das am besten erhaltene Grab stoßen wir zuerst. Die mächtigen Steine liegen frei zugänglich in einem Eichenwäldchen. Nur einen Steinwurf entfernt liegen drei weitere Gräber. Wir folgen dem Wiesenpfad weiter zu einer Birke, darunter ein weiteres Grab. Eine Bauernsippe ruht hier seit vielen tausend Jahren. Unser Pfad mündet auf ein Sträßchen mit den Resten von Kopfsteinpflaster. Wir biegen links ab auf die Straße und sehen eine Schutzhütte an einer Weggabelung, dem so genannten Fünffingerweg, vor uns liegen. Noch vor der Schutzhütte biegen wir scharf rechts ab in einen wenig befestigten Waldweg für Radler und Wanderer. Wir folgen dem Weg – links Acker, rechts Wald – und erreichen schließlich die „Ziegensteine“, ein jungsteinzeitliches Großgrab. Der umgebende Quellsumpf steht unter Naturschutz. Wir bleiben auf unserem Weg, den der Wald nun beidseits flankiert. An einer Weggabelung mit Rasthütte wählen wir den linken Pfad. Er bringt uns sanft bergab und ins offene Gelände. Wenig später erreichen wir Klein Stresow. Das neu erbaute Feriendorf fügt sich mit seinen Reetdachhäusern und dem Dorfplatz harmonisch in die Boddenlandschaft ein. Im Café und Hofladen des neuen Dorfs gibt es regionale Produkte (zum Beispiel Sanddorn-Salami), selbst gebackene Vollwert-Cookies (superlecker: die Cantuccini) und selbst gebackenen Kuchen.

Wir passieren Klein Stresow und bleiben auf dem Weg. Bald begrüßt uns ein Findling mit „Willkommen in Groß Stresow“. Wir erreichen die Stresower Bucht. Amos nutzt die Gelegenheit zum Planschen, auch wenn der Tag kühl und neblig ist. Durch den Nebel wabert das Mähen der Lämmer, die zu einer Bio-Obstplantage gehören. Unser Weg führt uns am Wasser entlang und hinein in das Dorf mit seinen historischen reetgedeckten Häusern und Höfen.

Wir erreichen die Preußensäule am Verräterhaus. Die Statue des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm I. thronte seit 1855 auf einer gut 15 Meter hohen Säule am Bodden – zur Erinnerung an die Siege der Preußen über die Schweden und als weithin sichtbare Demonstration des preußischen Machtanspruchs über den Ostseeraum. Nachdem Fachleute 130 Jahre nach Errichtung um die Standfestigkeit der Säule bangten, wurde das Denkmal demontiert und nach Berlin zur Reparatur gebracht. Dabei verlor der König u.a. seinen Kopf, die Beine brachen und auch sein Gesicht wurde ramponiert. Erst viele Jahre später reichte das Geld für Restaurierung und Rückführung. Seit 2015 steht der geflickte König nun auf einem Podest neben dem liebevoll restaurierten Verräterhaus. Das verdankt seinem Namen dem Stresower Johann Meußling. 1715, als Stresow unter dänischer Regentschaft stand, soll er auf dem Dach seines Hauses ein Bettlaken gespannt haben. So fand die preußische Flotte den Weg durch das tückische Boddengewässer, landete sicher und schlug die Dänen. Heute lässt sich das Haus für Feiern mieten. Wir folgen weiter unserem Weg, der uns zurück an die Bucht bringt. Haases Eishütte, ein liebevoll gestaltetes kleines Eiscafé unterm Reetdach mit Gastgarten, hat leider noch geschlossen (geöffnet ab Ostern bis Spätsommer). Trotzdem sehr, sehr schön hier. Wir setzen uns auf die Bank an der Bucht, erspähen die vorgelagerte Insel Vilm im Nebel und genießen die besondere Atmosphäre.

Rückweg wie Hinweg.