Wandern mit Hund in der Rhön
Wenn sich unsere Familie zum traditionellen gemeinsamen Wochenende trifft, reisen wir aus allen Himmelsrichtungen an. Wir haben nach einem Ort in Deutschland gesucht, der für alle gut erreichbar ist. Und der für Wandertouren mit Hund ideale Bedingungen bietet, denn alle drei Kinder bringen nicht nur ihren zweibeinigen Anhang mit, sondern jedes auch einen bewegungsfreudigen Hund. Nach diesen Kriterien haben wir also gesucht – und die Rhön gefunden. Und die ist viel mehr als nur ein geografischer Glückstreffer.
Schon beim ersten Familienwochenende hier haben wir uns in die Rhön verliebt. Das „Land der offenen Fernen“ im Dreiländereck von Bayern, Hessen und Thüringen bietet neben lichten Mischwäldern viele ausgedehnte Wiesen voller Wildblumen und baumlose Kuppen. Von Wasserkuppe, Kreuzberg, Milseburg und anderen Bergen fliegt der Blick über sanfte Erhebungen und gefühlt endlose Natur. Alles scheint hier heller, klarer und weiter als anderswo. Wunderbar zum Runterkommen. Ideal auch für unsere Vierbeiner, die hier zusammen toben, rennen und entdecken können, meistens leinenfrei.
Unsere schönsten Wanderungen mit Hund, unsere Lieblingsorte und Unterkünfte haben wir hier für euch zusammengetragen.
Lage, Landschaft und beliebte Ziele
Das Mittelgebirge Rhön umfasst gut 1.500 km2, verteilt auf die Bundesländer Bayern, Hessen und Thüringen, der größte Teil liegt in Bayern. Landschaftlich besonders markant sind die Gebiete Hohe Rhön mit ihren Hochplateaus und die Kuppenrhön, in der sich hier und da bis zu gut 800 m hohe Berge mit oft baumlosen Kuppen über weite Talmulden erheben. Es sind die Reste von Vulkanen und Vulkanschloten, deren heiße Herzen vor Jahrmillionen die ganze Rhön geformt haben.
Die Rhön ist eine Kulturlandschaft. Auf den recht kargen Böden weideten über Jahrhunderte vor allem Schafe. Der Artenreichtum auf diesem alten Weideland ist weit höher als in typischen Mittelgebirgen und erinnert in den höheren Lagen an alpine Natur, wie wir sie beispielsweise aus Oberbayern kennen. So finden sich hier neben der Silberdistel, der Symbolpflanze der Rhön, zum Beispiel auch verschiedene Enzian- und Orchideenarten. Heute sorgt das Rhönschaf dafür, dass dieser Artenreichtum erhalten bleibt. Auch seltene Tiere fühlen sich in der Rhön wohl, zum Beispiel der Feuersalamander. Er bewohnt die Blockschutthalden aus Basalt und die Gesteinsformationen aus Buntsandstein und Muschelkalk.
Bayerische Rhön
Für uns die „Kultur- & Entdecken-Rhön“. Hier liegen viele sehr unterschiedliche Anziehungspunkte, die uns sehr gut gefallen haben. Zum Beispiel das Schwarze Moor, das größte Moorgebiet der Rhön und eines der bedeutendsten in ganz Europa. (Leinenpflicht – trotzdem toll). Oder das Staatsbad Bad Brückenau, dessen historische Gebäude im liebevoll gepflegten Kurpark von altem Glanz und Gloria zeugen. Oder das „Tintenfass“, ein Bergsee bei Bad Kissingen. Oder der Kreuzberg mit dem Kloster Kreuzberg. Der Biergarten der Klosterbrauerei ist bei Wanderfreunden seeeeehr beliebt. 😊 Ganz in der Nähe am Wanderweg liegt außerdem eine der beliebtesten Hütten der Rhön: die Gemündener Hütte.
Hessische Rhön
Für uns die „Wander-Rhön“. Der höchste Berg der Rhön erhebt sich hier, die Wasserkuppe (950 m). Außerdem der für uns schönste Gipfel, die Milseburg. Und auch die wohl beliebteste und schönste Hütte der Rhön, die Enzianhütte des Deutschen Alpenvereins, findet sich hier, direkt am Premiumwanderweg Hochrhöner. Und noch ein weiteres Wander-Highlight erwartet uns hier: die Kaskadenschlucht bei Sandberg.
Thüringer Rhön
Für uns die „Zurück-in-die-deutsch-deutsche Vergangenheit“-Rhön. Der längste Teil des „Grünen Bands“ – ein Naturschutzprojekt entlang des einstigen DDR-Grenzverlaufs – liegt im Thüringer Teil der Rhön. Auf 113 km kann man hier auf den Spuren der jüngsten deutschen Geschichte laufen. In der Thüringer Rhön liegt auch Point Alpha. Wir haben den Erinnerungsort, der den Kalten Krieg und die Sicherung der deutsch-deutschen Grenze dokumentiert, mit Hund besucht und waren mal wieder fassungslos, was Menschen Menschen antun. Zwar sind Hunde in der Dauerausstellung nicht erlaubt. Doch auch der Außenbereich ist ziemlich beeindruckend. Drumherum läuft das „Grüne Band“. Besichtigung und Wandertour lässt sich also sehr gut verbinden.
Im Zentrum der Rhön, alle Landesteile umgreifend, liegt das UNESCO-Biosphärenreservat Rhön. In den Kernzonen und ausgewiesenen Naturschutzgebieten gilt Leinenpflicht. In den Naturparkzentren, die Entstehung, Flora und Fauna der Rhön vorstellen und regionale Produkte verkaufen, dürfen Hunde üblicherweise nicht mit in die Dauerausstellungen. Etliche dieser Zentren verfügen allerdings über Außengastronomie. Während sich die einen bilden, chillen die anderen draußen mit Hund. So haben wir es beispielsweise am Infozentrum am Schwarzen Moor gemacht.
Sternenpark Rhön
Die Rhön ist nicht nur bei Tag ein Erlebnis. Weil die Lichtverschmutzung hier sehr gering ist, zeigen sich die Milchstraße, das Zodiakallicht und andere schwache Himmelsobjekte in klaren mondlosen Nächten sehr viel deutlicher als anderswo. Das hat der Rhön die Auszeichnung „Internationaler Sternenpark“ eingetragen. In der Rhön empfiehlt sich also auch eine Nachtwanderung – was wir unbedingt noch nachholen wollen. Geführte Sternenwanderung kann man zum Beispiel bei Flo und Maggi buchen, den Gründern von „Rhönmomente“. Die Jungs und ihr Team sind meist mit Alpakas unterwegs. Bei den Sternwanderungen – ohne Alpakas – dürfen Hunde dabei sein. Da möchten wir mit. Zumal das liebste Sternbild des Gründers Flo der „Kleine Hund“ ist. 😊
Die Rhön, finden wir, ist einfach gut für die Nerven. Weil sie mit so viel Freiraum, Weite, Himmel und Grün aufwartet. Auch wenn die Berge im Vergleich zu Oberbayerns Gipfeln nur Zwerge sind: Von oben gibt´s immer viel Aussicht. Herrlich! Hinzu kommt: Mit Hund haben wir uns hier nie eingeschränkt gefühlt. Im Gegenteil. Wander:innen und Radfahrer:innen verteilen sich auf den großen Raum. Man kann sich prima aus dem Weg gehen.
In den Kernzonen des Biosphärenreservats und den ausgewiesenen Naturschutzgebieten in jedem Landesteil der Rhön gilt Leinenpflicht. Doch das beschränkt sich auf recht kleine Flächen. Dazwischen bleibt viel, viel Platz für Hundefreiheit. Und viele hundert Kilometer naturnahe, bestens ausgeschilderte Wanderwege.
Der Promi unter den Wanderwegen in der Rhön ist der „Hochrhöner“. Dieser Fernwanderweg, ausgezeichnet vom Deutschen Wanderinstitut, zählt zu den schönsten Weitwanderstrecken in Deutschland. Er erstreckt sich über 175 Kilometer vom Bayerischen Bad Kissingen über die Hessische Rhön bis ins Thüringische Bad Salzungen und schließt alle hohen Gipfel und andere Höhepunkte mit ein. Für ein Familienwochenende mit nicht durchweg wanderbegeisterten Menschen einfach zu lang. Doch er steht weit oben auf unserer Bucket List für Wandern mit Hund – ohne fußfaulen Anhang. 😊
Zum Glück gibt`s eine ganze Reihe von Tages- und Halbtagestouren in der Rhön. Da kommen dann alle mit.
Lieblingswanderungen mit Hund
Unsere absolute Lieblingstour in der Rhön ist die Rundwanderung auf die Milseburg (835,2 m), die höchste Erhebung der Kuppenrhön. Der Premiumwanderweg „Extratour Milseburg“ führt uns durch Wälder und Wiesen, vorbei an Bachläufen hinauf auf den Gipfel mit Kreuzigungsgruppe, Gangolfskapelle und Bombenblick. Unterwegs liegen noch weitere schöne Aussichtspunkte und Spuren der Geschichte, darunter die Reste der Ruine Milseburg und die Rekonstruktion des Ringwalls der eisenzeitlichen Siedlung Milseburg, außerdem Einkehrmöglichkeiten, zum Beispiel im Fuldaer Haus.
Auf der Hitliste ebenfalls ganz oben: die Rundwanderung vom Guckaisee über den Pferdskopf, einem Ausläufer der Wasserkuppe. Sein felsiger Gipfel, das Gipfelkreuz und die steil abfallenden Flanken geben ihm fast schon alpinen Charakter. Dazwischen liegen weite Wiesen, lichte Waldabschnitte und zwei Quellen mit ordentlich Matsch drumherum. Ein Traum für Hunde. 😊 Am Start- und Zielpunkt erwarten uns die sehr hundefreundlichen Guckaistuben mit großer Sonnenterrasse.
Deutlich stärker frequentiert ist der Wanderweg über den Kreuzberg. Vor allem die Klosterschänke mit dem selbst gebrauten Klosterbier zieht an sonnigen Tagen viele Gäste an. Abseits vom Kloster und der Kreuzigungsgruppe auf der Kuppe verläuft es sich aber schnell wieder – und uns und unserem Hund bleiben viel Raum und Weitblick auf den baumlosen Wegen.
Auf unserer Bucket List für die Rhön stehen noch eine ganze Reihe von „Extratouren Rhön“. So heißen die Premiumwanderwege in der Region. Und die verdienen unseres Erachtens auch dieses Prädikat.
Ausflugsziele mit Hund
Ein absolut lohnendes Ausflugsziel ist das „Schwarze Moor“ im Naturschutztgebiet „Lange Rhön“ in der Nähe von Fladungen, eines der schönsten Hochmoore Mitteleuropas. Ein Bohlenweg führt hindurch. Hunde müssen hier an die kurze Leine. Trotzdem lohnt sich der Besuch.
In der Nachbarschaft des „Schwarzen Moors“ liegt das Fränkische Freilandmuseum Fladungen. Auf dem weitläufigen Gelände wurden historische Gebäude aus ganz Franken wieder aufgebaut und mit viel Liebe zum Detail ausgestattet. Hunde sind sogar in jedem Innenraum willkommen!
Wir haben die Zeitreise mit unserer Hanni sehr genossen – und unseren Besuch im Biergarten des historischen Gasthofs auf dem Museumsgelände ausklingen lassen.
Auch „Point Alpha“ hat uns zurück in der Zeit gebracht. Der einstige Beobachtungsstützpunkt liegt im heutigen Biosphärenreservat zwischen dem hessischen Rasdorf und dem thüringischen Geisa. Hier standen sich US-Soldaten und DDR-Grenztruppen an der deutsch-deutschen Grenze bis 1990 gegenüber.
Die Mahn- und Gedenkstätte „Point Alpha“, zwischen weiten Wiesen gelegen, erinnert an die monströse Grenzanlage. Die Reste von Todesstreifen und US-Camp lassen sich sehr gut mit Hund erkunden und mit einer aussichtsreichen Wanderung über die Höhenzüge verbinden. Nur zur Dauerausstellung im Innenraum haben Vierbeiner keinen Zutritt.
Unsere liebsten Unterkünfte mit Hund und Familie in der Rhön
Für den Familienurlaub in der Rhön benötigten wir eine Unterkunft, die allen Generationen, von den Großeltern bis zu den Enkeln, und jedem Bedürfnis gerecht wird. Und wo Hunde – auch große und viele – willkommene Gäste sind. Von den Vorteilen des Campings ließen sich nicht alle Familienmitglieder überzeugen. Ein Hotel sollte es sein.
Die Hessenmühle bei Fulda
Unser absolutes Lieblingshotel für unsere 12-köpfige Truppe mit drei Hunden ist die Hessenmühle. Der Landgasthof liegt im Westen des Landkreises Fulda im malerischen Tal der Lüder am Waldrand und bietet eine absolut gassi-gerechte Umgebung. Von der Hessenmühle können wir zu kurzen Runden und ausgedehnten Wanderungen starten, an der Lüder entlang durch Wald und Felder. So liegt der Einstieg zur gut 17 km langen Rundwanderung auf dem Premiumweg „Extratour Mühlentour“ direkt an der Strecke.
Der Chef der Hessenmühle und sein Team sind seeehr (hunde-)freundlich und ebenso engagiert. Von Jahr zu Jahr wird eine der alten Scheunen, Stallungen und Nebengebäude der alten Mühle liebevoll renoviert und erhalten eine neue Funktion, als Gästezimmer, Sauna, oder oder. Auf dem alten Mühlenteich kann man heute in Bootchen dümpeln, auf der einstigen Weide Minigolf spielen. Zur Mühle gehört auch ein sehr gutes Restaurant mit schönem Biergarten. Die Grillabende neben dem rauschenden Mühlrad locken viele Gäste an. Wer den Vierbeiner zum Frühstück nicht allein im Zimmer lassen mag, kann sich einen Tisch im Restaurantbereich decken lassen. Was uns an der Hessenmühle auch begeistert: die gute Laune hier, die des Teams ebenso wie die der Gäste. Das steckt an.
Beliebte Wanderziele in der Rhön wie beispielsweise Milseburg und Wasserkuppe lassen sich mit dem Auto in unter 40 km gut erreichen. Und die Shopping-Queens in der Familie steuern gerne das nahe Fulda (keine 17 km entfernt) an.
Das Dorint Hotel in Bad Brückenau
Sehr gehoben und dennoch sehr entspannt mit Hund – so haben wir das Dorint Hotel in Bad Brückenau in der bayerischen Rhön erlebt. Ebenfalls eine Unterkunft in der Rhön, die auf unserer Hitliste für Familienwochenenden ganz weit oben landet.
Das Hotel residiert direkt im Kurpark in einer einstigen königlichen Residenz. Und ziemlich königlich sieht die historische Fassade des Hotels auch aus. Für die Wellness-Fans in unserer Familie ist das Dorint eine absolute Traumunterkunft. Denn der große Spa-Bereich mit eigenem Garten, großem Außen- und Innenpool ist wirklich luxuriös. Ziemlich gehoben sind auch die Leckerchen, die jeder Vierbeiner zur Begrüßung auf dem Zimmer vorfindet. Dazu Napf und Decke, außerdem ein Faltblatt mit Gassi-Tipps in der Umgebung. Super. Im Frühstücksraum sind Hunde – wie es in den Hotels, die wir kennen, fast überall üblich ist – nicht erlaubt. Doch wer seinen Hund zum Frühstück nicht allein lassen möchten, lässt sich den Tisch in der lichtdurchfluteten Bar decken. Das Extra haben wir mit unserer Hanni gerne genutzt. 😊 Für den ersten und letzten Gassi-Gang des Tages kann man schön durch den Kurpark spazieren und der Vierbeiner in die Sinn springen, die hindurchfließt. Man erreicht aber auch schnell den umliegenden Wald für leinenlose Freiheit.
Camping in der Rhön
Und wer seine Familie anders als wir dann doch auf einen Campingplatz bekommt: Hier haben wir uns schon umgeschaut und Inspirationen fürs Campen mit Hund in der Rhön gefunden: camperstyle.de/rhoen-camping-tipps/
Tipp für den Sommer
Hundepool
Alle unsere Hunde haben es geliebt, im Sommer im Wasser zu stehen. Wir haben uns deshalb einen Hundepool angeschafft. Dieser hier ist leicht zu reinigen, stabil und der Untergrund nicht glitschig. Und er lässt sich leicht zusammenfalten und verstauen, wenn`s wieder kalt wird. Kosten: rund 25 Euro.
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